Berührende Musik und Hintergründe im zweiten Abo-Konzert des SOV
Chefdirigent Leo McFall leitet Konzerte am 21. und 22. Oktober
Bregenz, 11. Oktober 2023 – Hoch emotionale Musik aus den 1930er- und 1940er-Jahren steht bei den nächsten Konzerten des Symphonieorchester Vorarlberg auf dem Programm: Dmitri Schostakowitschs 8. Symphonie und Alban Bergs Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“. Als Solistin ist die deutsche Violinistin Antje Weithaas zu Gast in Feldkirch und Bregenz.
Die Geschichte hinter dem Violinkonzert ist tragisch. Wenige Monate nach Auftragslegung durch einen amerikanischen Geiger erreichte Alban Berg im April 1935 eine schreckliche Nachricht: Manon Gropius, die erst 18 Jahre alte Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius, war an Kinderlähmung gestorben. Alban Berg und seine Frau standen der Mutter, besonders aber der Tochter sehr nahe.
Berg schrieb an Alma Mahler: „Ich weiß nicht, wann ich Dich sehen werde … Aber dennoch: eines Tages …mag Dir … aus einer Partitur, die dem Andenken eines Engels geweiht sein wird, das erklingen, was ich fühle und wofür ich heute keinen Ausdruck finde.“
„Schicksalhaft und romantisch“
Er komponierte ein besonders ausdrucksstarkes, packendes Stück neuer Musik. Der erste Akt trägt noch zarte Züge, Ländler- und Walzerklänge sind zu hören. Doch dieser Eindruck ändert sich. „Der zweite Akt klingt sehr schicksalhaft, gleichzeitig ist es ein zutiefst romantisches Werk“, sagt die Solistin Antje Weithaas. Die deutsche Violinistin arbeitet seit Jahren mit dem SOV-Chefdirigenten Leo McFall zusammen. Ihr breites Repertoire von Mozart bis Gubaidulina hat sie mit internationalen Spitzenorchestern auf der Bühne gezeigt. Im Jahr 1991 siegte sie im Internationalen Joseph-Joachim-Violin-Wettbewerb, dessen künstlerische Leitung sie 2019 mit Oliver Wille übernommen hat. Seit 2004 ist sie Professorin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
„Dem Andenken eines Engels“ wurde Alban Bergs letzte vollendete Komposition, im Dezember 1935 starb er in Wien. So verpasste er die Uraufführung vier Monate später in Barcelona.
Unter Beobachtung des russischen Regimes
„Endlich spielen wir dieses berührende und beeindruckende Werk“, freut sich SOV-Chefdirigent Leo McFall. Es geht um die „Achte“ von Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Entstanden ist sie im Jahr 1943, eine musikalische Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs. „Ich versuchte die Erlebnisse des Volkes auszudrücken und die furchtbare Tragödie des Krieges wiederzugeben“, schrieb Schostakowitsch später.
In seiner Heimat Russland wurde sie zensiert, die Reaktionen waren entsprechend verhalten – ganz anders noch als bei der 7. Symphonie, der „Leningrader“, die dem Komponisten ein Jahr zuvor in Ost und West viel Anerkennung eingebracht hatte. Ähnlich wie Alban Berg plagten Dmitri Schostakowitsch finanzielle Probleme, hinzu kam in seinem Fall die komplizierte Rolle eines Künstlers im Stalinismus: Er bewegte sich auf dem schmalen Grat zwischen Staatskünstler und Dissident.
Die inhaltliche und musikalische Größe der „Achten“ spiegelt sich in der Dauer von einer Stunde Spielzeit mit fünf Sätzen wider. Immer wieder sind einzelne Solo-Instrumente mit längeren Passagen zu hören. Diese Symphonie endet – übrigens wie Bergs Violinkonzert zuvor – in einem leise ausklingenden „morendo“, gewissermaßen im Nichts.
Details und Interviews mit Antje Weithaas und Leo McFall liefert die nächste Folge des Podcasts „SOV zum Reinhören“ – ab dem 16. Oktober 2023 auf www.sov.at und bekannten Streamingdiensten.
Factbox: Symphonieorchester Vorarlberg – 2. Abo-Konzert 2023/24
Leo McFall: Chefdirigent
Antje Weithaas: Violine
Samstag, 21. Oktober 2023, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Sonntag, 22. Oktober 2023, 17.00 Uhr, Festspielhaus Bregenz
Programm:
Alban Berg: Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“
Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 8 c-Moll op. 65
Freier Kartenverkauf:
Bregenz Tourismus, Telefon 0043/5574/4959
Feldkirch Tourismus, Telefon 0043/5522/73467
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