Pzwei. Blog.
Die Werbeartikelbranche und der Öko-Schmäh
Geschrieben von: Pzwei. Werner Sommer
Veröffentlicht: 07.11.2024
Unlängst sind wir bei LinkedIn auf den Vortrag „Die 5 größten Öko-Lügen der Werbeartikelbranche“ aufmerksam geworden. Der Vortragende ist ein guter Bekannter und Kunde: Manfred Janek, Geschäftsführer von ecobrands und Miteigentümer von KW open. Nachdem wir den Dingen gerne auf den Grund gehen, haben wir mit ihm gesprochen.
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Pzwei: Manfred, was hat dich zum provokanten Vortragstitel inspiriert?
Manfred: Wir haben uns 2008 als nachhaltig „geoutet“ und von da weg einige Höhen und Tiefen erlebt. Die aktuelle Situation hat mich auf die Idee gebracht, den Menschen etwas die Augen zu öffnen.
Pzwei: Wie hat alles angefangen?
Es waren vor allem inhabergeführte Klein- und Mittelbetriebe, die für uns eine Vorreiterrolle gespielt haben, plus wenige, bereits damals gut strukturierte Unternehmen wie OMICRON. Wir haben damals nicht ausschließlich nachhaltige Produkte verkauft, aber zumindest haben wir nie Billigware aus unklaren Quellen in Fernost besorgt, sondern immer auf gute, zertifizierte Hersteller geachtet. Die Veredelung im eigenen Haus mit Druckerei, Stickerei und Näherei war dabei immer ein wichtiges Instrument, um Wertschöpfung im Land zu halten.
Pzwei: Und der Rest der Welt ist böse?
Manfred: Die Werbeartikelbranche ist nur der verlängerte Arm der Konsumgüterbranche. Dort beginnen die Probleme mit der Nachhaltigkeit. Praktisch jedes Konsumgut oder Material findet seine Entsprechung im Werbeartikel: essbare Werbung, süß oder salzig, Textilien, Electronics, Kunststoff, Holz, Glas, Papier, Metall. Und „Made in China“ ist auch keine Erfindung der Werbeartikler. Der Druck auf Werbeartikel ist hoch, dass sie kostengünstig sein sollen. Diesen Wunsch erfüllt man ja nicht zwangsläufig damit, dass man sich an die Regeln hält.
Pzwei: Wie geht die Geschichte weiter?
Manfred: Die Grundidee war, den Kunden ein erstes Ökoprodukt zu verkaufen und sie bei der „Vermarktung“ zu unterstützen. Damit konnten wir das Eis brechen und die Kunden haben sich über weitere nachhaltige Produkte „drübergetraut“. Ab 2016 /2017 hat die Nachfrage merkbar angezogen. Da die Ökosachen immer teurer waren, haben sich schon bald die Billigimporteure mit den dicken Katalogen bemüht, ihrem Sortiment einen ökologischen Anstrich zu verpassen.
Pzwei: Was meinst du damit?
Manfred: Ganz einfach: Du kaufst die billigen Haftnotizen in China, die mit dem giftigen Kleber, packst sie in Recycling-Papier ein und verpasst einem bedenklichen Produkt so ein Öko-Mäntelchen. Oder du lobst aus, dass deine Textilien kein Gift enthalten. Unter welchen unerträglichen Bedingungen das ganze Zeug rausgewaschen wurde, ist dann kein Thema mehr.
Pzwei: Klingt nach Greenwashing. Was müsste aus deiner Sicht passieren?
Manfred: Der Kunde muss bereit sein, nicht nur mehr Geld, sondern auch Zeit zu investieren. Mehr Geld, weil fair gehandelte Bio-Baumwolle natürlich höhere Kosten verursacht. Mehr Zeit, weil er den Etikettenschwindel durchschauen muss. Die Kriterien für ein Label wie Ökotex erfüllt bald einmal wer. Klingt gut, bringt aber nichts, wenn nicht der ganze Prozess vom gentechnikfreien Saatgut über den Einsatz erneuerbarer Energien und faire Bedingungen für Arbeiter:innen bis hin zum ökologischem Transport koscher sind.
Pzwei: Das reicht?
Manfred: Nicht ganz. Eine wirkliche Änderung wird es hier erst geben, wenn Transporte deutlich teurer und die geplanten gesetzlichen Maßnahmen Wirklichkeit werden: Der saubere Herkunftsnachweis per Lieferkettengesetz, eine ernstzunehmende Nachhaltigkeits-Berichterstattung (ESRS), die Taxonomie-Verordnung, die festlegt, ob eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist oder die Green Claims-Richtlinie, die Etikettenschwindel verhindert.
Pzwei: Abschlussfrage: Was ist dein liebster nachhaltiger Werbeartikel?
Manfred: Da gibt es einige (schmunzelt). Der Sprout-Bleistift zum Einpflanzen ist ein Klassiker: Erst schreiben, dann pflanzen und daraus wachsen Kräuter, Blumen, Gemüse oder Beeren. Oder Mikroorganismen, die aus Altspeiseöl oder Zuckerrüben durch Fermentation den Rohstoff für PHA (Polyhydroxyalkanoate), eine neue Biokunststoff-Generation, liefern. Auch das eignet sich für nachhaltige Schreibgeräte.
Wer auf den Geschmack gekommen ist: Die KW open promotion consulting & trading gmbh befinden sich in Die Spinnerei 18 in Hohenems, Telefon +43 5576 72544 oder merch@kwopen.com.
Unlängst sind wir bei LinkedIn auf den Vortrag „Die 5 größten Öko-Lügen der Werbeartikelbranche“ aufmerksam geworden. Der Vortragende ist ein guter Bekannter und Kunde: Manfred Janek, Geschäftsführer von ecobrands und Miteigentümer von KW open. Nachdem wir den Dingen gerne auf den Grund gehen, haben wir mit ihm gesprochen.
Pzwei: Manfred, was hat dich zum provokanten Vortragstitel inspiriert?
Manfred: Wir haben uns 2008 als nachhaltig „geoutet“ und von da weg einige Höhen und Tiefen erlebt. Die aktuelle Situation hat mich auf die Idee gebracht, den Menschen etwas die Augen zu öffnen.
Pzwei: Wie hat alles angefangen?
Es waren vor allem inhabergeführte Klein- und Mittelbetriebe, die für uns eine Vorreiterrolle gespielt haben, plus wenige, bereits damals gut strukturierte Unternehmen wie OMICRON. Wir haben damals nicht ausschließlich nachhaltige Produkte verkauft, aber zumindest haben wir nie Billigware aus unklaren Quellen in Fernost besorgt, sondern immer auf gute, zertifizierte Hersteller geachtet. Die Veredelung im eigenen Haus mit Druckerei, Stickerei und Näherei war dabei immer ein wichtiges Instrument, um Wertschöpfung im Land zu halten.
Pzwei: Und der Rest der Welt ist böse?
Manfred: Die Werbeartikelbranche ist nur der verlängerte Arm der Konsumgüterbranche. Dort beginnen die Probleme mit der Nachhaltigkeit. Praktisch jedes Konsumgut oder Material findet seine Entsprechung im Werbeartikel: essbare Werbung, süß oder salzig, Textilien, Electronics, Kunststoff, Holz, Glas, Papier, Metall. Und „Made in China“ ist auch keine Erfindung der Werbeartikler. Der Druck auf Werbeartikel ist hoch, dass sie kostengünstig sein sollen. Diesen Wunsch erfüllt man ja nicht zwangsläufig damit, dass man sich an die Regeln hält.
Pzwei: Wie geht die Geschichte weiter?
Manfred: Die Grundidee war, den Kunden ein erstes Ökoprodukt zu verkaufen und sie bei der „Vermarktung“ zu unterstützen. Damit konnten wir das Eis brechen und die Kunden haben sich über weitere nachhaltige Produkte „drübergetraut“. Ab 2016 /2017 hat die Nachfrage merkbar angezogen. Da die Ökosachen immer teurer waren, haben sich schon bald die Billigimporteure mit den dicken Katalogen bemüht, ihrem Sortiment einen ökologischen Anstrich zu verpassen.
Pzwei: Was meinst du damit?
Manfred: Ganz einfach: Du kaufst die billigen Haftnotizen in China, die mit dem giftigen Kleber, packst sie in Recycling-Papier ein und verpasst einem bedenklichen Produkt so ein Öko-Mäntelchen. Oder du lobst aus, dass deine Textilien kein Gift enthalten. Unter welchen unerträglichen Bedingungen das ganze Zeug rausgewaschen wurde, ist dann kein Thema mehr.
Pzwei: Klingt nach Greenwashing. Was müsste aus deiner Sicht passieren?
Manfred: Der Kunde muss bereit sein, nicht nur mehr Geld, sondern auch Zeit zu investieren. Mehr Geld, weil fair gehandelte Bio-Baumwolle natürlich höhere Kosten verursacht. Mehr Zeit, weil er den Etikettenschwindel durchschauen muss. Die Kriterien für ein Label wie Ökotex erfüllt bald einmal wer. Klingt gut, bringt aber nichts, wenn nicht der ganze Prozess vom gentechnikfreien Saatgut über den Einsatz erneuerbarer Energien und faire Bedingungen für Arbeiter:innen bis hin zum ökologischem Transport koscher sind.
Pzwei: Das reicht?
Manfred: Nicht ganz. Eine wirkliche Änderung wird es hier erst geben, wenn Transporte deutlich teurer und die geplanten gesetzlichen Maßnahmen Wirklichkeit werden: Der saubere Herkunftsnachweis per Lieferkettengesetz, eine ernstzunehmende Nachhaltigkeits-Berichterstattung (ESRS), die Taxonomie-Verordnung, die festlegt, ob eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig ist oder die Green Claims-Richtlinie, die Etikettenschwindel verhindert.
Pzwei: Abschlussfrage: Was ist dein liebster nachhaltiger Werbeartikel?
Manfred: Da gibt es einige (schmunzelt). Der Sprout-Bleistift zum Einpflanzen ist ein Klassiker: Erst schreiben, dann pflanzen und daraus wachsen Kräuter, Blumen, Gemüse oder Beeren. Oder Mikroorganismen, die aus Altspeiseöl oder Zuckerrüben durch Fermentation den Rohstoff für PHA (Polyhydroxyalkanoate), eine neue Biokunststoff-Generation, liefern. Auch das eignet sich für nachhaltige Schreibgeräte.
Wer auf den Geschmack gekommen ist: Die KW open promotion consulting & trading gmbh befinden sich in Die Spinnerei 18 in Hohenems, Telefon +43 5576 72544 oder merch@kwopen.com.
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