Pzwei. Blog.

Getestet und für gut befunden

In wel­cher (Wort-)Liga spielen wir?

Foto: Freepik

KI ist ein heißes Thema – auch in unserem Blog, in dem wir uns heuer unter anderem mit künstlichen Bildwelten und ChatGPT beschäf­tigt haben. Länger schon macht das Stich­wort SEO (search engine opti­miza­tion), zu Deutsch Such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung, die Runde. So soll der Algo­rithmus die Seiten der Betreiber:innen höher ranken, d. h. schneller bei Google oder anderen Such­ma­schinen auf­findbar machen.

So ist auch Soft­ware zur Ana­lyse und Ver­bes­se­rung von Texten auf dem Markt. Die Ange­bote tragen Namen wie Text­in­spektor, Page­R­an­gers oder Wort­liga. Auf letztere Website sind wir gestoßen und haben sie einem Pra­xis­test unter­zogen. Drei Pzwei-Texte sind auf den Prüf­stand gekommen: eine Pres­se­aus­sendung, ein jour­na­lis­ti­scher Text für ein Kund:innenmagazin und ein PR-Artikel. So viel vorweg: Unser Ergebnis kann sich sehen lassen.

Sprach­me­lodie und Lesbarkeit
Wie gut ist ein Text? Für den Wortliga-Algorithmus sind zwei Kri­te­rien ent­schei­dend: Sprach­me­lodie und Les­bar­keit. Sie gehen zurück auf das Ham­burger Ver­ständ­lich­keits­mo­dell – eine Theorie aus den 1970er-Jahren, die von drei Psy­cho­logen aus (Über­ra­schung!) Ham­burg ent­wi­ckelt wurde. Einer von ihnen war Frie­de­mann Schulz von Thun. Seine Tri­logie „Mit­ein­ander reden“ dürfte bei vielen im Regal stehen, die sich für Kom­mu­ni­ka­tion inter­es­sieren. Bis heute wird seine Erkenntnis zitiert, dass jede Nach­richt vier Ebenen hat: Sache, Bezie­hung, Selbst­of­fen­ba­rung und Appell.

Weniger bekannt ist das Ver­ständ­lich­keits­mo­dell, das auf vier Fak­toren basiert.

  1. Ein­fach­heit: ein­fache Sätze mit bekannten Wörtern.
  2. Gliederung/Ordnung: ein klarer Aufbau mit schlüs­sigen Gedan­ken­gängen. Dabei spielen Über­schriften sowie Unter- und Zwi­schen­titel eine wesent­liche Rolle.
  3. Kürze/Prägnanz: kein Abschweifen, son­dern tref­fende Worte. Gleich­zeitig gilt: Alle not­wen­digen Infos kommen vor, ein zu knapper Text ist unverständlich.
  4. Zusätz­liche Sti­mu­lanz – als Gegenpol zu nüch­terner Sach­lich­keit. Dabei geht es all­ge­mein um die emo­tio­nale Ebene, die mit per­sön­li­chen Erleb­nissen und pas­senden Bei­spielen ange­spro­chen wird. Wichtig sind aus­sa­ge­kräf­tige Zitate, Meta­phern und nicht zuletzt gute Fotos.

Gut lesbar, aus­ge­wo­gene Sprachmelodie
Die Aus­wer­tung des Textes erfolgt in Sekun­den­schnelle. Die opti­male Les­bar­keit auf einer Skala von 1 bis 100 liegt zwi­schen 60 und 70 – bei einem höheren Wert wird es zu banal, bei einem nied­ri­geren zu schwer. Unsere Bei­spiele hatten gute Lesbarkeits-Werte. Die Sprach­me­lodie war in allen drei Fällen „aus­ge­wogen“, also ideal. Bei diesem Punkt kam den Pzwei-Texten auch die „zusätz­liche Sti­mu­lanz“ aus dem Modell zugute –zum Bei­spiel durch geeig­nete Zitate.

Den­noch fand das Tool bei unseren Texten Ver­bes­se­rungs­mög­lich­keiten. Zwölf Kate­go­rien listet die Check­liste auf, dar­unter „Lange Sätze“, „Passiv“, „Modal­verben“ (können, wollen, müssen etc.) und „Füll­wörter“. Jede Kate­gorie hat eine eigene Farbe, mit der die jewei­ligen Stellen im Text her­vor­ge­hoben sind. Dadurch wird er sehr bunt – bis an die Grenze zur Unüber­sicht­lich­keit. Der soge­nannte „Ampel­modus“ hilft dabei, die wich­tigsten Schwach­stellen schnell zu erkennen und zu verbessern.

Inspi­ra­tion an den rich­tigen Stellen
Wort­liga dif­fe­ren­ziert nicht nach Text­arten oder Ziel­gruppen. Sym­pa­thi­scher­weise weiß die Web­site um ihre Begrenzt­heit. Pro­mi­nent plat­ziert stehen die Hin­weise „Folge nicht stur allen Tipps der Text­ana­lyse“, „Hör auf Dein Gefühl“, „Frage Dich bei jeder Mel­dung, ob Du Deinen Text ver­bes­serst, wenn Du sie befolgst“ und „Zeigt die Text­ana­lyse ‚Schwer‘ an, kann das auch am schweren Thema liegen. Lass Dich von den Mel­dungen zum Kürzen inspirieren.“

Premium-Version
Die Mög­lich­keiten der kos­ten­losen Vari­ante sind – fai­rer­weise – schnell aus­ge­schöpft. Län­gere Texte kann die Soft­ware nicht testen, die täg­liche Nut­zungs­dauer ist schnell erreicht. Für KI-Funktionen wie Syn­onyme, Kür­zungen oder die For­mu­lie­rung von Über­schriften müssen User:innen zahlen. Das Paket „Text­ana­lyse Pre­mium“ kostet 150 Euro pro Jahr und Nutzer:in.

Wir haben einer­seits das Tool aus­pro­biert und es ande­rer­seits mit einigen unserer Arbeiten gefüt­tert. In beiden Fällen lautet das Urteil: getestet und für gut befunden. Ins­be­son­dere für klei­nere Unter­nehmen ohne eigene PR-Abteilung oder externe Agentur kann Wort­liga eine wert­volle Hilfe sein. Sinn­voll ist in diesem Fall die Premium-Version – zum einen wegen der zusätz­li­chen Funk­tionen, zum anderen wegen der sonst nervig häu­figen Werbe-Einblendungen.