Vorarlberger Monitoring-Ausschuss

Men­schen mit Behin­de­rungen müssen ein Leben lang kämpfen

Vor­arl­berger Monitoring-Ausschusses tagte öffent­lich in Hard

Bregenz/Hard, 23. Juni 2022 – Dis­kri­mi­nie­rung ist für Men­schen mit Behin­de­rungen auch in Vor­arl­berg eine all­täg­liche Erfah­rung. Trotzdem sind sich die Betrof­fenen bewusst, dass sie nicht müde werden dürfen, ihr Umfeld auf­zu­klären und zu sen­si­bi­li­sieren. So der Tenor der öffent­li­chen Sit­zung des Vor­arl­berger Monitoring-Ausschusses, die ges­tern, Mitt­woch, in Hard über die Bühne ging.

Lan­des­volks­an­walt Klaus Feur­stein eröff­nete als Vor­sit­zender des Vor­arl­berger Monitoring-Ausschusses (VMA) dessen fünfte öffent­liche Sit­zung mit dem Titel „Akzep­tanz statt Dis­kri­mi­nie­rung“. Das ehren­amt­liche Gre­mium wurde ein­ge­richtet, um die Umset­zung der UN-Konvention über die Rechte von Men­schen mit Behin­de­rung in Vor­arl­berg zu über­wa­chen, Miss­ständen nach­zu­gehen und Emp­feh­lungen auszusprechen.

Die Prä­si­dentin des ÖZIV-Landesverbandes Vor­arl­berg, Karin Stöckler, schil­derte in ihrem Vor­trag ihre ganz per­sön­li­chen Erfah­rungen mit Dis­kri­mi­nie­rung. Sie ist auf den Roll­stuhl ange­wiesen, hat lange bei einer Gemeinde gear­beitet und wurde – mit Hin­weis auf ihre gesund­heit­liche Situa­tion – daran gehin­dert, eine Lei­tungs­funk­tion aus­zu­üben. „Bar­rie­re­frei­heit ist für 10 Pro­zent uner­läss­lich, für 30 Pro­zent not­wendig und für 100 Pro­zent kom­for­tabel“, betonte sie. Die Praxis sieht anders aus: Zu hohe Ban­ko­maten, wild abge­stellte E‑Scooter, Kopf­stein­pflaster oder als Schnee­depot miss­brauchte Behin­der­ten­park­plätze bilden Barrieren.

Fehler machen dürfen
Kristof Wid­halm, Behin­der­ten­an­walt des Landes Tirol, gab einen his­to­ri­schen Abriss über Dis­kri­mi­nie­rung. Er ver­glich die Situa­tion von Men­schen mit Behin­de­rung mit der von Frauen. Denen wurden lange etwa Bil­dungs­chancen unter dem Vor­wand ver­wehrt, sie schützen zu wollen. Men­schen mit Behin­de­rung gegen­über gibt es diese vor­ge­scho­bene staat­liche Für­sorge immer noch: „Men­schen ohne Behin­de­rungen dürfen Fehler machen, wieso dürfen das Men­schen mit Behin­de­rung nicht?“ Wenn sich genug Men­schen wehren, dann bewegen sich die Dinge, ermu­tigte er die Anwesenden.

Im Anschluss tauschten die Anwe­senden in fünf Arbeits­gruppen Erfah­rungen aus: Welche Erfah­rung haben sie mit Dis­kri­mi­nie­rung und Akzep­tanz gemacht, welche Wün­sche haben sie an den VMA?

Auf­klären und sensibilisieren
Bau­werke ver­ur­sa­chen viele Pro­bleme: „Die Behinderten-WCs sind zu klein, haben die Türe falsch ange­schlagen, es fehlen Griffe oder sie sind als Rum­pel­kammer voll­ge­stopft. Keine Visi­ten­karte für Vor­arl­berg“, so ein Betroffener.

Trotz über­wie­gend nega­tiver Erfah­rungen berich­teten die Betrof­fenen, wie wichtig es sei, in der Gesell­schaft sichtbar zu sein. Nur so ändere sich die unsi­chere Hal­tung in der Bevöl­ke­rung. „Auf­klären und sen­si­bi­li­sieren“ lau­tete der Appell aus den Arbeits­gruppen. Trotzdem bedeute Behin­de­rung, ein Leben lang kämpfen zu müssen.

Fact-Box:
Vorarlberger Monitoring-Ausschuss
Der VMA wurde 2015 eingerichtet, um die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Vorarlberg zu überwachen. Seine 12 Haupt- und Ersatzmitglieder sind ehrenamtlich tätig und auf drei Jahre bestellt. Vorsitzender ist Landesvolksanwalt Mag. Klaus Feurstein. Der VMA hält öffentliche Sitzungen ab, um die Zivilgesellschaft in den Monitoringprozess miteinzubeziehen.
https://www.landesvolksanwalt.at/monitoring-ausschuss/oeffentliche-sitzungen.php

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