Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie

Platt­form Kli­ma­cent ermög­licht erst­mals CO2-Kom­pen­sa­tion mit Vor­arl­berger Projekten

Vor­arl­berger Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen unter­stützen regio­nales Angebot mit höchsten Standards

Vor­arl­berger Unter­nehmen und Orga­ni­sa­tionen haben nun erst­mals die Mög­lich­keit, direkt in regio­nale Kli­ma­schutz­pro­jekte zu inves­tieren. Auf der Platt­form Kli­ma­cent (www.klimacent.at) können sie ihren CO2-Aus­stoß ab sofort regional kom­pen­sieren. Die geför­derten Pro­jekte ent­spre­chen höchsten Stan­dards. Sieben Vor­arl­berger Orga­ni­sa­tionen unter­stützen die Platt­form. „Mit der Platt­form beschleu­nigen wir Vor­arl­bergs Weg zur Kli­ma­neu­tra­lität“, freut sich Initiator Hans Pun­zen­berger, Geschäfts­führer der Arbeits­ge­mein­schaft Erneu­er­bare Energie. Nach dem Start in Vor­arl­berg will die Platt­form Kli­ma­cent regio­nale Pro­jekte zur CO2-Kom­pen­sa­tion öster­reich­weit anbieten.

Immer mehr Unter­nehmen und Orga­ni­sa­tionen haben sich zum Ziel gesetzt, kli­ma­neu­tral zu werden. Mit Inves­ti­tionen ver­su­chen sie, den von ihnen ver­ur­sachten Aus­stoß an Treib­haus­gasen suk­zes­sive zu redu­zieren. Betriebe, die heute schon „kli­ma­neu­tral“ wirt­schaften wollen, kom­pen­sieren ihre rest­li­chen Emis­sionen durch den Kauf von CO2-Zer­ti­fi­katen, welche nach ver­schie­denen inter­na­tio­nalen Stan­dards gehan­delt werden. Der Markt für solche Zer­ti­fi­kate ist heiß umkämpft. Sie werden teil­weise für weniger als 1 Euro pro Tonne CO2-Kom­pen­sa­tion verkauft.

Hans Pun­zen­berger, Geschäfts­führer der Arbeits­ge­mein­schaft Erneu­er­bare Energie plä­diert für eine „maxi­male Wirk­sam­keit von frei­wil­ligen CO2-Kom­pen­sa­ti­ons­zah­lungen. Glo­bale Ver­ant­wor­tung ist wichtig und richtig, aber es braucht auch Inves­ti­tionen für eine regio­nale kli­ma­neu­trale Infra­struktur.“ Viele Vor­arl­berger Unter­nehmen wollen ihre CO2-Emis­sionen regional kom­pen­sieren, weiß Pun­zen­berger aus seinen Gesprächen.

Seriöse und regio­nale CO2-Kom­pen­sa­tion
Genau diese Mög­lich­keit schafft nun erst­mals die Platt­form Kli­ma­cent Aus­tria (www.klimacent.at). Dazu wird das bestehende Angebot, eine frei­wil­lige CO2-Abgabe, um die CO2-Kom­pen­sa­tion in regio­nalen Pro­jekten ergänzt. In der Pilot­re­gion Vor­arl­berg wurden die Kri­te­rien gemeinsam mit sieben regio­nalen Orga­ni­sa­tionen aus­ge­ar­beitet. Nach dem Start in Vor­arl­berg wird das Angebot auf wei­tere Bun­des­länder ausgeweitet.

Wich­tigste Ziel­gruppe der Platt­form sind die inno­va­tiven Vor­arl­berger Unter­nehmen, die sich bereits Kli­ma­neu­tra­lität zum Ziel gesetzt haben. Sie müssen zunächst ihre der­zei­tigen CO2-Emis­sionen berechnen und Maß­nahmen fest­legen, wie sie bis 2040 Kli­ma­neu­tra­lität errei­chen wollen. Danach können sie die bestehenden Emis­sionen regional kom­pen­sieren. Der Preis liegt in diesem Jahr bei 50 Euro pro Tonne CO2-Equi­va­lent und steigt jähr­lich um 7 Pro­zent. Bis 2040 wird damit ein Ziel­wert von 180 Euro pro Tonne erreicht.

Unter­stüt­zung für die Energieautonomie
„Wenn die Kli­ma­neu­tra­lität bis 2040 erreicht werden soll, braucht es einen ständig stei­genden CO2-Preis. Diese For­de­rung ist zwi­schen­zeit­lich weit­ge­hend unbe­stritten“, betont der Initiator Hans Pun­zen­berger. Er ist über­zeugt: „Mit der neuen Mög­lich­keit, den CO2-Aus­stoß auch regional zu kom­pen­sieren, beschleu­nigen wir die Trans­for­ma­tion zur Kli­ma­neu­tra­lität im Land und sichern die erfolg­reiche Umset­zung der Ener­gie­au­to­nomie Vorarlberg.“

Auch Christof Drexel, Obmann des Ver­eins Kli­maVOR!, sieht die neue Platt­form als einen wich­tigen Bau­stein auf dem Weg des Landes zur Kli­ma­neu­tra­lität: „Vor­arl­berger Kom­pen­sa­ti­ons­zah­lungen für Vor­arl­berger Kli­ma­schutz­pro­jekte – das könnte eine Dynamik aus­lösen, die der Dring­lich­keit des Themas gerecht wird.“

Geför­dert werden mit den Ein­nahmen bei­spiels­weise der Ausbau von Biomasse-Nahwärmeanlagen zur Pro­duk­tion von Strom und Pflan­zen­kohle, Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften mit sai­so­nalen Spei­chern, Humusaufbau- und Moor­schutz­pro­jekte, Initia­tive Bio-Solar oder die Bewirt­schaf­tung und Auf­fors­tung des Waldes im Hin­blick auf die maxi­male CO2-Bin­dung. Die Abwick­lung der Zah­lungen erfolgt über ein nota­ri­elles Treuhandkonto.

Die Vor­arl­berger Pro­jekte müssen ihren CO2-Min­de­rungs­ef­fekt nach­weisen und werden in einem zen­tralen Register erfasst. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir über unser Register alle Vor­arl­berger Kli­ma­schutz­pro­jekte sichtbar machen können – und so eine Bewe­gung für die Umset­zung schaffen”, hofft Initiator Hans Pun­zen­berger. „Es gilt, alle zum Mit­ma­chen zu motivieren.“

Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen steuern die Plattform
Aus­ge­wählt und über­wacht werden die Pro­jekte von sieben Vor­arl­berger Orga­ni­sa­tionen: Arbeits­ge­mein­schaft Erneu­er­bare Energie, Bio Aus­tria, Vor­arl­berger Wald­verein, Gemein­wohl­öko­nomie, Vor­arl­berger Natur­schutz­bund, Kli­maVOR! und Diö­zese Feld­kirch. Sie sind in der Steue­rungs­gruppe ver­treten und bieten auch ihren Mit­glie­dern die CO2-Kom­pen­sa­tion über die Platt­form an.

Der Wald ist Haupt­be­trof­fener des Kli­ma­wan­dels und bindet gleich­zeitig sehr effi­zient CO2“, schil­dert Thomas Ölz vom Vor­arl­berger Wald­verein die Beweg­gründe für das Enga­ge­ment. „Gleich­zeitig kann Holz viele andere kli­ma­schäd­liche Bau­stoffe und Ener­gie­träger ersetzen und damit den CO2-Aus­stoß in Vor­arl­berg wesent­lich verringern.“

Eine regio­nale Lösung für die CO2-Frei­stel­lung – das ist genau das, worauf unsere Mit­glieder in Vor­arl­berg aber auch in Öster­reich gewartet haben“, betont Geb­hard Moser, Geschäfts­führer der Gemein­wohl­öko­nomie Vor­arl­berg. „Jetzt hat jeder und jede wirk­lich die Wahl, welche Pro­jekte er/sie gerne unter­stützen möchte.“ Moser will sich dafür ein­setzen, dass diese Initia­tive in ganz Öster­reich Fuß fassen kann.

Auch die Diö­zese Feld­kirch betei­ligt sich aktiv an der Platt­form: „Papst Fran­ziskus hat bereits 2015 die Fragen eines öko­lo­gi­schen, nach­hal­tigen und gerechten Lebens­stils auf­ge­griffen. Mit dem f5-Programm der Diö­zese wollen wir diese Auf­gabe in den Pfarren in die Praxis umsetzen, um unserer Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung gerecht zu werden“, betont Jürgen Mathis vom Ethik­center der Diözese.

Arbei­ter­kammer und Gemeinde Göfis als Pioniere
Als erste Kunden kom­pen­sieren die Arbei­ter­kammer Vor­arl­berg und die Gemeinde Göfis ihren CO2-Aus­stoß über die Platt­form Kli­ma­cent. Für die AK Vor­arl­berg wurden 264 Tonnen CO2-Emis­sionen durch Strom, Wärme und Treib­stoffe errechnet. Ihre Kom­pen­sa­ti­ons­zah­lung für das Jahr 2021 liegt dem­nach bei 12.650 Euro. Das Geld fließt in eine Auf­fors­tung im Stadt­forst von Feldkirch.

Die Gemeinde Göfis hat in ihrem Ener­gie­be­richt Emis­sionen von 232 Tonnen CO2 errechnet. Ihre Zah­lung von 11.600 Euro fließt in Pro­jekte zum Ersatz von Ölkessel, den Bau von wei­teren Pho­to­vol­ta­ik­an­lagen und den Ausbau der kli­ma­neu­tralen Mobilität.

Ein­la­dung zur Kooperation
Gespräche will die Platt­form Kli­ma­cent auch mit dem Land Vor­arl­berg führen. Das Land zahlt bereits eine frei­wil­lige Kom­pen­sa­tion von 50 Euro pro Tonne für seine CO2-Emis­sionen. Auch dem Kli­ma­neu­tra­li­täts­bündnis will die Platt­form ihre regio­nale CO2-Kom­pen­sa­tion anbieten

 

Factbox:
Wichtige Handlungsfelder der Plattform Klimacent

  • Ausbau von Biomasse-Nahwärmeanlagen zur Produktion von Strom und Pflanzenkohle
  • Bürgerkraftwerke und Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften mit dezentralen Stromspeichern
  • saisonale Wärmespeicher
  • Humusaufbau und Moorschutz
  • Sharing- und Recyclingsysteme
  • Projekte rings um klimaneutrale Mobilität
  • nachhaltige Waldbewirtschaftung mit naturnahem Waldbau
  • Initiative Bio-Solar
  • Innovative Produktion von Solarstrom
  • Grüner Wasserstoff

 

Rück­fra­ge­hin­weis für die Redaktionen:
Arbeits­ge­mein­schaft Erneu­er­bare Energie, Hans Pun­zen­berger, Telefon 0043/664/4879973, Mail j.punzenberger@aeev.at
Pzwei. Pres­se­ar­beit, Wolf­gang Pendl, Telefon 0043/699/10016399, Mail wolfgang.pendl@pzwei.at