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Qua­li­täts­jour­na­lismus als Heil­mittel gegen Corona-Fake-News

Seriöse Medien genießen in der Kri­sen­zeit beson­ders großes Ver­trauen: Erhöhten Zugriffs­zahlen stehen aller­dings rück­läu­fige Wer­be­ein­nahmen gegenüber.

Nicht nur der Corona-Virus breitet sich rasant aus, son­dern auch Fake News über dieses Thema. Qua­li­täts­me­dien scheinen ein hilf­rei­ches Gegen­mittel zu sein. Sie lassen gerade in Kri­sen­zeiten einen objek­tiven Blick auf die aktu­elle Sach­lage zu. Lese­rInnen, Sehe­rInnen und Höre­rInnen schätzen seriöse Bericht­erstat­tung, das zeigen auch die Ana­lysen. Gleich­zeitig bleiben Wer­be­ein­schal­tungen aus. Bricht gerade die Ära einer neuen Sach­lich­keit an?

(Copyright: Pixabay/maxmann)

Beson­ders wäh­rend einer Krise wollen Kon­su­menten Infor­ma­tionen aus ver­trau­ens­wür­digen Quellen und Ant­worten auf offene Fragen. In sol­chen Zeiten boomen aber immer auch Fake News. Seriöse Medien wirken mit sach­li­chen Infor­ma­tionen ent­gegen und genießen des­halb auch in der aktu­ellen Corona-Situation ein gestei­gertes Ver­trauen. Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland ist Qua­li­täts­jour­na­lismus gerade in Zeiten wie diesen unent­behr­lich und erlebt wieder eine Blü­te­zeit. Die Corona-Krise ver­än­dert unser Medi­en­nut­zungs­ver­halten. Das bestä­tigen auch Vor­arl­berger Chef­re­dak­teure und Statistiken.

Qua­li­täts­jour­na­lismus boomt
„Die Nut­zung von Qua­li­täts­me­dien ist so stark wie noch nie und Online­por­tale ver­zeichnen Zugriffs-Rekorde“, sagt Jochen Hofer, Leiter der APA Redaktion Vor­arl­berg. ORF-Sendungen wie „Zeit im Bild“ ver­zeichnen Ein­schalt­re­korde. Laut ORF Medienforschung erreichte die ZiB 2 am 30. März 2020 mit 1,2 Mil­lionen Reich­weite – abge­sehen von „Ibiz­agate“ 2019 – den Höchst­wert seit 2016. Die unab­hän­gige österreichische Web-Analyse (ÖWA) zeigt, dass User im März 2020 rund 60 Mil­lionen Mal mehr auf orf.at zuge­griffen haben als noch im Jänner. standard.at nutzten Lese­rInnen mit rund 58 Mil­lionen Auf­rufen im März fast dop­pelt so oft wie im Monat zuvor. Beim Online-Netzwerk der Salzburger Nachrichten waren es im Jänner noch rund acht Mil­lionen Zugriffe, im März 17,7 Millionen.

Auch andere Medien pro­fi­tierten vom erhöhten Infor­ma­ti­ons­be­dürfnis. Die Por­tale der Russmedia schossen von rund 14,6 Mil­lionen im Februar auf 27,1 Mil­lionen Zugriffe in die Höhe. Das Portal vol.at ver­zeich­nete ein Plus von rund acht Millionen.

Medien über­nehmen gesell­schaft­liche Verantwortung
„Uns ist wichtig, dass die Leser so viele ver­läss­liche Infor­ma­tionen über die Corona-Krise wie mög­lich bekommen. Das Inter­esse danach war nie größer und gilt für alle Schichten und Alters­klassen“, sagt Sebas­tian Rauch, Chef­re­dak­teur der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung, auf unsere Anfrage. Jochen Hofer meint: „Die Medien sind extrem gewis­sen­haft unter­wegs, um das Not­wen­digste zu trans­por­tieren. Sie ver­su­chen aber auch die gesell­schaft­liche Ver­ant­wor­tung, bei­spiels­weise mit gratis Anzeigen oder der Orga­ni­sa­tion und Bewer­bung von Hilfs­pro­grammen, wahr­zu­nehmen. Das tun sie in einer sehr ver­ant­wor­tungs­vollen Form.“

Wer­be­ein­nahmen bre­chen ein
Dra­ma­ti­sche Ein­brüche gebe es hin­gegen bei den Wer­be­ein­nahmen: „Sie gehen in man­chen Berei­chen gegen Null“, so Hofer. Gemäß APA-Bericht brach das Brutto-Werbevolumen in Print-Qualitätsmedien in der ersten April­woche im Ver­gleich zum Vor­jahr um fast 50 Pro­zent ein – von 67,9 auf 34,6 Mil­lionen Euro. „Natür­lich gehen die Anzei­gen­schal­tungen zurück, denn die Unter­nehmen stehen jetzt ver­stärkt unter finan­zi­ellem Druck. Das hält uns aber nicht davon ab, wei­terhin Qua­li­täts­jour­na­lismus zu lie­fern“, sagt Sebas­tian Rauch. Es pas­siere sonst relativ wenig und auch die Zugänge zu Infor­ma­tionen hätten sich erschwert: „Jedes Medium bringt jetzt die glei­chen Themen. Die Corona-Krise nimmt so viel Zeit, Raum und Kapa­zi­täten ein, dass andere Exklusiv-Geschichten eben kaum oder nicht mehr mög­lich sind“, bedauert Rauch.

Auch Fernseh-Sender beklagen wöchent­liche Rück­gänge von Wer­be­ein­nahmen um mehr als 20 Pro­zent im Ver­gleich zum Vor­jahr, wie die Daten des Focus-Instituts zeigen. Beim Hör­funk schaut es ähn­lich aus.

Vir­tu­elle soziale Nähe
Wischt man durch die Ein­träge auf sozialen Medien, scheinen auch Empa­thie und Soli­da­rität wieder einen Wert zu haben. Wenn das nach der Krise übrig­bleibt, dann war sie wenigs­tens für irgendwas gut.