arbeit plus - Soziale Unternehmen Vorarlberg

Soziale Unter­nehmen Vor­arl­berg: Arbeit ist der Schlüssel zu einem selbst­stän­digen Leben

Zum Tag der Arbeits­losen betont das Netz­werk die Not­wen­dig­keit des zweiten Arbeitsmarktes

Schwarzach, 3. Mai 2017 – In Vor­arl­berg sind knapp 2.900 Men­schen lang­zeit­ar­beitslos. 600 davon sind vor­über­ge­hend bei den Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg beschäf­tigt. Rund ein Drittel schafft den Sprung in den ersten Arbeits­markt. Um mehr Betrof­fenen den Weg zurück ins Erwerbs­leben zu ermög­li­chen, seien zusätz­liche Tran­sit­ar­beits­plätze sowie dau­er­hafte Beschäf­ti­gungs­mög­lich­keiten am zweiten Arbeits­markt drin­gend nötig, hieß es beim heu­tigen Pres­se­ge­spräch der Sozialen Unter­nehmen Vorarlberg. 

Man­gelnde Qua­li­fi­zie­rung, Alter, gesund­heit­liche Beein­träch­ti­gung und per­sön­liche Schick­sals­schläge – Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit hat viele Ursa­chen. Seit mehr als zwanzig Jahren unter­stützen die Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg betrof­fene Men­schen auf ihrem Weg zurück in die Arbeits­welt. „Arbeit zu haben, ist der Schlüssel zu einem selbst­stän­digen Leben“, betonte die Ver­bands­spre­cherin Bene­dicte Häm­merle beim Pres­se­ge­spräch bei Integra Vor­arl­berg in Schwarzach anläss­lich des „Tags der Arbeitslosen“.

Die Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg – AQUA Mühle Vor­arl­berg, die sozialen Unter­nehmen carla der Caritas Vor­arl­berg, die Dorn­birner Jugend­werk­stätten, Integra Vor­arl­berg und die Kaplan Bonetti Arbeits­pro­jekte – bieten Erwerbs­losen ein befris­tetes Dienst­ver­hältnis und begleiten sie sozi­al­päd­ago­gisch. Spe­zi­elle Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bote helfen Betrof­fenen, ihre Arbeits­fä­hig­keit zu erhalten oder wieder zu erlangen. Rund 600 Per­sonen jähr­lich sind bei den Sozialen Unter­nehmen tätig. Ein Drittel schafft erfah­rungs­gemäß den Ein­stieg in den ersten Arbeits­markt, bei den Dorn­birner Jugend­werk­stätten ist es mehr als die Hälfte.

Je älter, desto geringer die Chancen
Den meisten Betrof­fenen fehlt die beruf­liche Qua­li­fi­zie­rung, rund 40 Pro­zent sind gesund­heit­lich beein­träch­tigt. Zwei Drittel sind Männer. Der­zeit sind über 50 Pro­zent der Lang­zeit­ar­beits­losen über 50 Jahre alt. „Je älter die Men­schen sind, umso geringer ist die Chance auf eine Wie­der­be­schäf­ti­gung“, erläu­terte Bene­dicte Hämmerle.

Öster­reich­weit hat sich der Anteil der über fünf­zig­jäh­rigen Lang­zeit­ar­beits­losen zwi­schen 2012 bis 2016 ver­drei­facht. Die Situa­tion soll sich durch die vom Sozi­al­mi­nis­te­rium lan­cierte Beschäf­ti­gungs­ak­tion 20000 bes­sern. Ziel des Pro­jekts ist es, mehr Arbeits­plätze zu schaffen, um mehr Men­schen in den regu­lären Arbeits­markt inte­grieren zu können.

Beschäf­ti­gungs­ak­tion 20000
Bern­hard Bereuter bestä­tigte, dass die Beschäf­ti­gungs­ak­tion in Vor­arl­berg im Sommer 2017 im Bezirk Bre­genz als Pilot­re­gion starten wird. „Anfang 2018 wird sie auf alle Bezirke aus­ge­rollt. Die Sozialen Unter­nehmen mit ihrer Erfah­rung in der fach­li­chen und sozi­al­päd­ago­gi­schen Betreuung Lang­zeit­ar­beits­loser werden bei der Umset­zung eine wich­tige Rolle spielen.“

Dau­er­hafte Arbeitsplätze
„Wir werden nicht umhin kommen, Modelle für dau­er­hafte Arbeits­plätze am erwei­terten Arbeits­markt zu finden. Vor allem für Men­schen, deren Chancen auf den Wie­der­ein­stieg in den ersten Arbeits­markt durch Alter und gesund­heit­liche Beein­träch­ti­gung nahezu aus­sichtslos sind“, emp­fiehlt Bene­dicte Hämmerle.

Von Vor­teil wäre solch eine Arbeits­stelle etwa für Karin Wolf. Die 51-jährige Mutter von fünf Kin­dern ist seit vielen Jahren arbeitslos. Alters­be­dingt und durch ihre kör­per­liche Beein­träch­ti­gung – sie weist einen 40-prozentigen Behin­de­rungs­grad auf – findet sie keinen Job. Der­zeit ist sie Tran­sit­ar­beit­neh­merin bei Integra Vor­arl­berg. „Die Leis­tung, die der erste Arbeits­markt for­dert, kann ich leider nicht erbringen. Des­halb freue ich mich über jeden Monat, den ich hier arbeiten kann“, erklärte Wolf, die gemeinsam mit drei wei­teren Betrof­fenen am Pres­se­ge­spräch teilnahm.

Vor­teil­hafte Branchen
Zum Leis­tungs­spek­trum der Betriebe gehören Ver­pa­ckungs­dienste, Post­part­ner­schaften, Recy­cling, Re-Use, Land­schafts­pflege, Digi­ta­li­sie­rung von Archiven und vieles mehr. „Soziale Unter­nehmen sind in jenen Berei­chen aktiv, die nach pri­vat­wirt­schaft­li­chen Maß­stäben kaum kos­ten­de­ckend betrieben werden können.“ Die Sozialen Unter­nehmen sind nicht gewinn­ori­en­tiert, müssen aber die Hälfte des Umsatzes selbst erwirt­schaften. „Wir können damit einen nie­der­schwel­ligen Ein­stieg in den Arbeits­markt bieten. Und zugleich Nischen bedienen, die für öffent­liche Ein­rich­tungen, aber auch für Wirt­schafts­be­triebe inter­es­sant sind“, erklärte Bene­dicte Hämmerle.

Zahl­reiche Unter­nehmen in Vor­arl­berg machen seit Jahren gute Erfah­rungen mit der Arbeits­leis­tung von Beschäf­ti­gungs­pro­jekten. Etwa die Off­set­dru­ckerei Schwarzach, die seit Jahren Auf­träge an die Sozialen Unter­nehmen ver­gibt. Geschäfts­führer Eduard Fischer: „Für uns sind diese Betriebe mehr als Auf­trags­er­füller. Sie halten Arbeits­plätze und damit Wert­schöp­fung im Land und leisten einen gesell­schaft­lich wich­tigen Beitrag.“

Inte­gra­tion von Flüchtlingen
Auch für die Inte­gra­tion blei­be­be­rech­tigter Flücht­linge stellen die Beschäf­ti­gungs­pro­jekte eine Platt­form. Refugees@work wurde 2015 gestartet und heuer von AMS und Land Vor­arl­berg auf­ge­stockt. Die Men­schen erhalten wäh­rend eines durch­schnitt­lich acht­mo­na­tigen Dienst­ver­hält­nisses die Chance, sich für den ersten Arbeits­markt zu qualifizieren.

Wir haben die Mittel für diese Initia­tive in diesem Jahr auf­ge­stockt, weil sie – wie die Zahlen zeigen – ein effi­zi­enter Weg zur Inte­gra­tion in unserer Gesell­schaft bedeuten“, bestä­tigt Harald Moos­brugger, Leiter der Wirt­schafts­ab­tei­lung Land Vor­arl­berg. Ins­ge­samt betragen die För­de­rungen der Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg für das Jahr 2017 rund sieben Mil­lionen Euro durch das AMS Vor­arl­berg und etwa 2,6 Mil­lionen Euro durch das Land Vor­arl­berg (2016: 6,75 bzw. 2,2 Mil­lionen Euro).

Info: www.sozialeunternehmen-vorarlberg.at

Soziale Unternehmen Vorarlberg

Träger

  • AQUA Mühle Vorarlberg
  • carla der Caritas Vorarlberg
  • Dornbirner Jugendwerkstätten
  • Integra Vorarlberg
  • Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte

Jobsuchende Menschen in Vorarlberg März 2017: 12.185 (März 2016: 12.250)

Davon Langzeitarbeitslose März 2017: 2.919 (März 2016: 3.091)

Beschäftigte bei den Sozialen Unternehmen 2016: 600

Durchschnittliche Beschäftigungsdauer: 4 – 6 Monate

Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt:

  • Insgesamt: jeder Dritte
  • Dornbirner Jugendwerkstätten: jeder Zweite

Jahresumsatz rund 17 Millionen Euro

Förderungen 2017:  

  • Arbeitsmarktservice Vorarlberg – 7 Millionen Euro (2016: 6,8 Millionen Euro)
  • Land Vorarlberg – 2,6 Millionen Euro (2016: 2,2 Millionen Euro)

Info: www.sozialeunternehmen-vorarlberg.at

 

Rück­fra­ge­hin­weis für die Redaktionen:
Soziale Unter­nehmen Vor­arl­berg, Bene­dicte Häm­merle, Telefon 0043/664/9642299, Mail koordination@sozialeunternehmen-vorarlberg.at
Pzwei. Pres­se­ar­beit, Daniela Kaulfus, Telefon 0043/699/19259195, Mail daniela.kaulfus@pzwei.at