arbeit plus - Soziale Unternehmen Vorarlberg

Soziale Unter­nehmen Vor­arl­berg: Neue Pro­jekte zur Reinte­gra­tion Langzeitarbeitsloser

Träger stellen am „Tag der Arbeits­losen“ fle­xible Modelle für den zweiten Arbeits­markt vor

Dorn­birn, 30. April 2019 – Mehr als 2500 Men­schen in Vor­arl­berg suchen seit über einem Jahr einen Job. Kür­zungen des AMS-Budgets und der Sozi­al­leis­tungen durch die Bun­des­re­gie­rung erschweren die Situa­tion zusätz­lich, „welche die Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg her­aus­for­dern und zugleich neue, fle­xi­blere Modelle ver­langen, um Lang­zeit­ar­beits­lose gut zu unter­stützen“, betonte Bene­dicte Häm­merle, Spre­cherin der Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg, am Tag der Arbeits­losen. Das neue „Stu­fen­mo­dell Inte­gra­tion Vor­arl­berg“ und Ange­bote der Sozialen Unter­nehmen tragen dem Rechnung. 

Rund 1100 Frauen und 1400 Männer in Vor­arl­berg sind seit über einem Jahr arbeitslos. Nach Kür­zungen des AMS-Budgets und der Min­dest­si­che­rung plant die Bun­des­re­gie­rung nun Ein­schnitte bei der Not­stands­hilfe. „Das soziale Netz wird immer mehr aus­ge­dünnt. Umso wich­tiger ist es, lang­zeit­ar­beits­lose Men­schen gezielt zu unter­stützen, damit sie am Arbeits­markt Fuß fassen und dau­er­haft selbst­be­stimmt leben können“, sagte Bene­dicte Häm­merle, Spre­cherin der Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg, beim Pres­se­ge­spräch am Tag der Arbeits­losen (30.4).

Die Ein­schnitte stellt die Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg vor große Her­aus­for­de­rungen. „Die Über­brü­ckungs­fi­nan­zie­rung sei­tens des Landes von 300.000 Euro hat die Situa­tion kurz­fristig ent­schärft. Restruk­tu­rie­rungs­maß­nahmen sind aber den­noch not­wendig, deren Kon­se­quenzen sich im zweiten Halb­jahr abzeichnen werden“, erläu­terte Häm­merle und ergänzte: „Klar ist aber, dass die Leis­tungen der Betriebe nicht redu­ziert werden sollen.“

Zum Ver­band Soziale Unter­nehmen Vor­arl­berg gehören fünf Orga­ni­sa­tionen: AQUA Mühle Vor­arl­berg, carla – Caritas Vor­arl­berg, Dorn­birner Jugend­werk­stätten, Integra Vor­arl­berg und Kaplan Bonetti Arbeits­pro­jekte. Diese sind vor­wie­gend in wirt­schaft­li­chen Nischen tätig und über­nehmen Grünraum- und Wald­pflege, Indus­trie­pro­duk­ti­ons­ser­vice, Instand­hal­tung von Spiel­plätzen, Tisch­le­rei­ar­beiten, Cate­ring für Schul­mit­tags­be­treuung, Re-Use und vieles mehr. Jähr­lich bieten sie über 600 lang­zeit­ar­beits­losen Män­nern und Frauen eine vor­über­ge­hende Beschäf­ti­gung und Trai­nings, um sie wieder in die Erwerbs­tä­tig­keit zu bringen.

Erfolg­reiche Eingliederung
Mit Erfolg, wie der Gast­geber des Pres­se­ge­sprächs beweist: Die AQUA Gas­tro­nomie in der Messe Dorn­birn beschäf­tigt der­zeit rund 40 Lang­zeit­ar­beits­lose. Bis zu 4000 Mahl­zeiten bereitet die Küche täg­lich für Kin­der­gärten und Schulen vor. Etwa für die Volks­schule Schend­lingen in Bre­genz, an der ein Mit­tags­be­treuer, der von AQUA Mühle aus der Lang­zeit­ar­beits­lo­sig­keit an die Schule ver­mit­telt wurde, vor Ort täg­lich rund 180 Mit­tag­essen her­richtet und anbietet. Schul­di­rektor Bruno Jagg: „Er ist ver­siert, unkom­pli­ziert und ani­miert die Kinder, alles zu pro­bieren, sodass sich sogar deren Ess­ver­halten positiv ver­än­dert. Er wickelt auch den Ein­kauf ab und achtet darauf, dass wenig übrig bleibt.“

Auch die zwei­fache Mutter Nadine V. war lange arbeitslos, bevor sie die Chance auf eine Koch­lehre in der AQUA Gas­tro­nomie bekam. „Mit meinem Haupt­schul­ab­schluss und ohne Aus­bil­dung habe ich keinen Job gefunden. Hier erhalte ich die Unter­stüt­zung, die ich brauche, um nach meiner Aus­bil­dung hof­fent­lich wieder einen fixen Job zu bekommen.“

Inno­va­tive Maßnahmen
Die Sozialen Unter­nehmen arbeiten intensiv daran, gemeinsam mit den Part­nern neue Ange­bote zu ent­wi­ckeln, um die Ein­glie­de­rung Lang­zeit­ar­beits­loser weiter zu ver­bes­sern. „Basis ist eine gute Zusam­men­ar­beit und mehr Spiel­raum für die Träger“, betonte Häm­merle. Und es braucht auch neue Modelle. „Wich­tige Kri­te­rien dafür sind die indi­vi­du­elle Beglei­tung Lang­zeit­ar­beit­loser, Frei­wil­lig­keit, Ver­län­ge­rung der Beschäf­ti­gungs­zeiten, um Betrof­fene umfas­send betreuen zu können und Maß­nahmen, die die Men­schen moti­vieren statt nur versorgen.“

Nie­der­schwel­lige Angebote
Nach bun­des­weitem Vor­bild hat das AMS Vor­arl­berg die „Stu­fen­weise Inte­gra­tion Vor­arl­berg“ ein­ge­führt, die mit den Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg ver­netzt läuft. Geschäfts­führer Bern­hard Bereuter: „Das Modell ermög­licht einen noch ein­fa­cheren Zugang zur Hil­fe­stel­lung, um die Chancen der Men­schen auf einen dau­er­haften Arbeits­platz weiter zu erhöhen. Neu ist die erste Stufe, die indi­vi­du­elle Bera­tung und Betreuung bietet: Sie setzt an den Ursa­chen der Arbeits­lo­sig­keit an und hilft, per­sön­liche, gesund­heit­liche oder finan­zi­elle Pro­bleme zu bewältigen.“

Es beruht zudem auf Frei­wil­lig­keit, „ein wich­tiges Kri­te­rium, das auf die Selbst­stän­dig­keit der Per­sonen abzielt und sie moti­vieren soll“, betonte Bereuter. Wäh­rend der ersten Stufe erhalten die Teil­neh­me­rinnen und Teil­nehmer einen Trai­nings­platz in einem Sozialen Unter­nehmen. Sobald sie stabil sind, werden sie dort in zweiter Stufe vor­über­ge­hend beschäf­tigt. Öster­reich­weite Tests mit 2600 Per­sonen zeigen Erfolg: Ein Drittel konnte in den ersten Arbeits­markt ver­mit­telt werden.

Die stu­fen­weise Inte­gra­tion for­dern die Sozialen Unter­nehmen schon lange. Ihre Exper­tise wird in die Eva­lu­ie­rung und Wei­ter­ent­wick­lung des Modells ein­fließen. Ein zen­traler Punkt ist dabei die Siche­rung einer dau­er­haften und aus­rei­chenden Finan­zie­rung“, so Bene­dicte Hämmerle.

Neue Ange­bote durch Kooperation
Zu einem neuen Angebot haben AQUA Mühle und die Kaplan Bonetti Arbeits­pro­jekte einige Kom­pe­tenzen gebün­delt: Sie kom­bi­nieren ihre Dienst­leis­tungen Archiv­auf­be­rei­tung, Spe­zi­al­rei­ni­gung, Mikro­ver­fil­mung, Digi­ta­li­sie­rung und Schred­dern zu einem kun­den­freund­li­chen und sinn­vollen Gesamt­paket. „Koope­ra­tionen ermög­li­chen den Sozialen Unter­nehmen, einer­seits neue Leis­tungen am Markt und ande­rer­seits den lang­zeit­ar­beits­losen Men­schen ein brei­teres Spek­trum für deren Qua­li­fi­zie­rung anzu­bieten“, erläu­terte Hämmerle.

Auch die Dorn­birner Jugend­werk­stätten (DJW) erwei­terten ihr Port­folio durch die Zusam­men­ar­beit mit der HTL Dorn­birn: Für die ehren­amt­liche Bür­ger­initia­tive „Ess­bare Stadt Dorn­birn“ bauen die Jugend­li­chen der DJW Hoch­beete, die Schüler der HTL Dorn­birn mit einer auto­ma­ti­schen Bewäs­se­rungs­an­lage aus­statten. Die Beete werden im Kulturhaus-Park platziert.

Aus der Not eine Tugend
Not macht erfin­de­risch: Auf­grund der AMS-Budgetkürzungen konnte Integra Vor­arl­berg den Regio­nal­markt in Lau­terach „Tante Irma“ nicht mehr wei­ter­führen. Integra glie­derte das leicht redu­zierte Sor­ti­ment kur­zer­hand im Kauf­laden „Sie­ben­sa­chen Alt und Neu“ in Bre­genz ein. Posi­tiver Effekt: Der Arbeits­trai­nings­platz für Lang­zeit­ar­beits­lose und Ver­kauf von Re-Use-Artikel wird nun um eine Band­breite regio­naler und fairer Lebens­mittel erweitert.

Part­ner­schaften mit Gemeinden
carla Vor­arl­berg sam­melte im ver­gan­genen Jahr rund 3500 Tonnen Gebraucht­kleider, 240 Tonnen Möbel, 40 Tonnen Elek­tro­ge­räte und führte knapp 1500 Abho­lungen in Vor­arl­berger Haus­halten durch. Rund 170 Per­sonen fanden einen befris­teten Arbeits­platz. carla Vor­arl­berg setzt auch in wirt­schaft­lich schwie­rigen Zeiten auf die Part­ner­schaft mit Gemeinden und die Wei­ter­ent­wick­lung von Ange­boten: Zur Samm­lung von Gebraucht­klei­dern und Elek­tro­ge­räten ist 2018 die Samm­lung von Haus­halts­ar­ti­keln in aus­ge­wählten Gemeinden dazugekommen.

Enga­ge­ment lohnt sich
Um im Inter­esse betrof­fener Men­schen künftig noch stärker auf­treten zu können, ist der Ver­band seit Mai unter der bun­des­weiten Dach­marke „arbeit plus“ aktiv. „Die Sozialen Unter­nehmen Vor­arl­berg setzen damit ein sicht­bares Zei­chen, dass sich das breite Enga­ge­ment im Netz­werk für arbeits­su­chende Men­schen lohnt und einen Mehr­wert für die ganze Gesell­schaft bringt“, ist Bene­dicte Häm­merle überzeugt.

Info: www.sozialeunternehmen-vorarlberg.at

 

Rück­fra­ge­hin­weis für die Redaktionen:
Soziale Unter­nehmen Vor­arl­berg, Bene­dicte Häm­merle, Telefon 0043/664/9642299, Mail koordination@sozialeunternehmen-vorarlberg.at
Pzwei. Pres­se­ar­beit, Daniela Kaulfus, Telefon 0043/699/19259195, Mail daniela.kaulfus@pzwei.at