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Von Auferstehung bis Zoom
Wie Corona unsere Sprache infiziertDie Corona-Pandemie wirkt in alle Lebensbereiche hinein. Am deutlichsten wird es am Arbeitsplatz, im Supermarkt und nicht zuletzt bei persönlichen Kontakten mit Freunden und Verwandten außerhalb des eigenen Haushalts. Doch auch auf sprachlicher Ebene hinterlässt das Virus seine Spuren.
In Zeiten von Covid-19 hat sich unser Vokabular geändert – und das nicht nur bei medizinischen Fachbegriffen (wer nach Erklärungen von „Tröpfcheninfektion“ und „SARS-CoV-2“ sucht, wird beispielsweise hier fündig). Auch andere Wörter sind seit einigen Wochen in aller Munde. Zudem haben sich Kommunikationskanäle geändert. Ein kleiner alphabetischer Überblick:
Auferstehung
Der Regierungschef hat rund um Ostern das Sprachbild bemüht, die Österreicherinnen und Österreicher werden – strenges Einhalten der Regeln vorausgesetzt – nach den Feiertagen wieder auferstehen. Diese Wortwahl zog ein geteiltes Echo nach sich. Böse Gerüchte, der Kanzler melde sich eine Woche vor dem Jahreswechsel mit einer Live-PK aus Bethlehem, entbehren allerdings jeglicher Grundlage.
Ausgangssperre
Überbegriff für zwei Maßnahmen: zum einen das Betretungsverbot (etwa von öffentlichen Plätzen), zum anderen das Ausgehverbot. Ausnahmen gibt es für Menschen aus systemrelevanten – siehe unten – Branchen. Mittlerweile ist eher von Ausgangsbeschränkungen die Rede.
Happy Birthday
Um die empfohlene Zeit von 20 bis 30 Sekunden beim Händewaschen zu erreichen, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine anwenderfreundliche Faustformel angegeben: Zweimal das Lied „Happy Birthday“ singen – das entspricht der nötigen Spanne, um gefährlichen Keimen den Garaus zu machen. So wird jeder Corona-Tag doch zum Feiertag.
Home Office
Ein eindeutiger Begriff. Oder? Schließlich weiß im deutschsprachigen Raum jeder, was gemeint ist. In England wird man sich allerdings wundern, wenn der österreichische Gesprächspartner vom eigenen Home Office spricht. Das britische Home Office ist das Innenministerium in London.
Jitsi
Jitsi bzw. Jitsi Meet ist eines der Tools für Videokonferenzen, die im heimischen Büro stark nachgefragt sind. Vorteile: Eine Anmeldung ist nicht nötig und eine unbegrenzte Anzahl von Personen kann teilnehmen. Großen Wert haben die Software-Entwickler darauf gelegt, dass die Gespräche abhörsicher sind.
Kriegszeiten
Einige Staatsmänner haben derzeit ihre Wortwahl angepasst – vielleicht, um noch dem letzten Zweifler den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Donald Trump sieht sich als „Präsident zu Kriegszeiten“. Andrew Cuomo, der sonst sehr besonnen auftretende New Yorker Gouverneur, nennt Beatmungsgeräte „Raketen im Gefecht“. Von einem „Gesundheitskrieg“ und einem „vorrückenden Feind“ spricht der französische Staatspräsident Emmanuel Macron.
Zum Phänomen der sprachlichen Aufrüstung formulierte Friedrich Nowottny (Jahrgang 1929), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks: „Damit unsere Sprache nicht noch mehr militarisiert wird, müssen wir aufpassen wie die Schießhunde.“
Quarantäne
Vor der Corona-Krise war dieser Begriff eher in der Berichterstattung über historische Seuchen oder Tierimporte zu finden. Heutzutage erleben Zehntausende Menschen (häusliche) Quarantäne – als selbst Infizierte oder Kontaktpersonen von Patienten. In Österreich stand mit Tirol bereits ein ganzes Bundesland unter Quarantäne. Der Begriff ist übrigens lateinischen Ursprungs und wurde bereits vor über 600 Jahren geprägt. Um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern, kamen damals in Italien bestimmte Kranke für vierzig (italienisch: quaranta) Tage in Isolation.
Skype / Microsoft Teams
Der Klassiker der Videotelefonie, der bereits im Jahr 2003 auf den Markt kam und seit 2011 zu Microsoft gehört. Bis zu 50 Leute können bei Konferenzschaltungen mitmachen. In der gebührenpflichtigen Variante „Skype for Business“ sind es sogar 250. Deren Nachfolger Microsoft Teams ist die Lösung, die Pzwei für die täglichen kurzen Konferenzen mit allen Mitarbeitern nutzt.
Slack
Ein Sofortnachrichtendienst, der unkompliziert auch Bilder und Links austauschen lässt und ebenfalls Videokonferenzen ermöglicht. Wenig überraschend: Der Börsenwert des Unternehmens hat zwischen Mitte März und Mitte April um rund 60 Prozent zugelegt.
Social Distancing
Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, ist eine Maßnahme, Mitmenschen auf Abstand zu halten – hierzulande ein Meter. In New Jersey ist übrigens mit Bruce Springsteen einer der berühmtesten Söhne dieses US-Bundesstaates der gültige Maßstab, wie Standard-Kollege Karl Fluch hier amüsant darstellt. Als Weiterentwicklung des Social Distancing haben sich die Begriffe Physical Distancing und Social Solidarity etabliert: ja zum räumlichen Abstand, aber ebenso zur Mitmenschlichkeit und zum Zusammenhalt.
Systemrelevanz
Das hätten manche Berufsgruppen bis vor Kurzem nicht gedacht: Auf einmal zählt die Frau an der Supermarktkasse, der Krankenpfleger oder die Polizistin zu systemrelevanten Branchen. An ihrem Lohn- oder Gehaltszettel haben sie diese herausgehobene Stellung bislang nicht ablesen können. Es bleibt zu hoffen, dass die Wertschätzung für ihre Arbeit nachhaltig – auch nach dem Überwinden der Coronakrise – steigt.
Türklinke
Ohne eine Türklinke anzufassen, kann sich das Eintreten durchaus schwierig gestalten. Normalerweise kein Problem – doch wie verhält man sich beispielsweise als Bewohner eines Wohnblocks, durch wochenlange Corona-Meldungen schon (über-)sensibilisiert, an der gemeinsamen Haustür? Der großartige Kolumnist Axel Hacke hat dazu einen Text geschrieben, der sofortige Stimmungsaufhellung bringt. Ausdrücklich zur mehrmaligen Anwendung empfohlen, als Nebenwirkung droht allenfalls Zwerchfell-Muskelkater.
Zoom
Die Software der Stunde kommt aus dem kalifornischen Silicon Valley. Besonders gut geeignet für Webinare mit bis zu 100 Teilnehmern, die von den Organisatoren eingeladen werden. Nicht nur für Geschäftstermine ist das Tool beliebt. Es eignet sich ebenso für Schulunterricht, private Veranstaltungen, Partys oder Yogastunden via Bildschirm.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/inland/corona-pandemie-glossar-101.html
https://www.profil.at/shortlist/wissenschaft/coronavirus-glossar-11426543
https://weather.com/de-DE/wissen/mensch/news/2020-03-22-corona-lexikon-wie-sich-in-zeiten-der-pandemie-die-sprache-verandert
https://www.drei.at/de/planet-drei/blog/artikel/videotelefonie.html
https://www.sueddeutsche.de/leben/coronavirus-glossar-alltag-a-bis-z-1.4834991
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/das-beste-aus-aller-welt/toilette-klo-coronavirus-88478
https://www.derstandard.at/story/2000116927478/der-boss-als-masseinheit-einen-springsteen-abstand?ref=article
https://englishtextservices.de/home-office-denglish/
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgangssperre
In Zeiten von Covid-19 hat sich unser Vokabular geändert – und das nicht nur bei medizinischen Fachbegriffen (wer nach Erklärungen von „Tröpfcheninfektion“ und „SARS-CoV-2“ sucht, wird beispielsweise hier fündig). Auch andere Wörter sind seit einigen Wochen in aller Munde. Zudem haben sich Kommunikationskanäle geändert. Ein kleiner alphabetischer Überblick:
Der Regierungschef hat rund um Ostern das Sprachbild bemüht, die Österreicherinnen und Österreicher werden – strenges Einhalten der Regeln vorausgesetzt – nach den Feiertagen wieder auferstehen. Diese Wortwahl zog ein geteiltes Echo nach sich. Böse Gerüchte, der Kanzler melde sich eine Woche vor dem Jahreswechsel mit einer Live-PK aus Bethlehem, entbehren allerdings jeglicher Grundlage.
Überbegriff für zwei Maßnahmen: zum einen das Betretungsverbot (etwa von öffentlichen Plätzen), zum anderen das Ausgehverbot. Ausnahmen gibt es für Menschen aus systemrelevanten – siehe unten – Branchen. Mittlerweile ist eher von Ausgangsbeschränkungen die Rede.
Um die empfohlene Zeit von 20 bis 30 Sekunden beim Händewaschen zu erreichen, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine anwenderfreundliche Faustformel angegeben: Zweimal das Lied „Happy Birthday“ singen – das entspricht der nötigen Spanne, um gefährlichen Keimen den Garaus zu machen. So wird jeder Corona-Tag doch zum Feiertag.
Ein eindeutiger Begriff. Oder? Schließlich weiß im deutschsprachigen Raum jeder, was gemeint ist. In England wird man sich allerdings wundern, wenn der österreichische Gesprächspartner vom eigenen Home Office spricht. Das britische Home Office ist das Innenministerium in London.
Jitsi bzw. Jitsi Meet ist eines der Tools für Videokonferenzen, die im heimischen Büro stark nachgefragt sind. Vorteile: Eine Anmeldung ist nicht nötig und eine unbegrenzte Anzahl von Personen kann teilnehmen. Großen Wert haben die Software-Entwickler darauf gelegt, dass die Gespräche abhörsicher sind.
Einige Staatsmänner haben derzeit ihre Wortwahl angepasst – vielleicht, um noch dem letzten Zweifler den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Donald Trump sieht sich als „Präsident zu Kriegszeiten“. Andrew Cuomo, der sonst sehr besonnen auftretende New Yorker Gouverneur, nennt Beatmungsgeräte „Raketen im Gefecht“. Von einem „Gesundheitskrieg“ und einem „vorrückenden Feind“ spricht der französische Staatspräsident Emmanuel Macron.
Zum Phänomen der sprachlichen Aufrüstung formulierte Friedrich Nowottny (Jahrgang 1929), der ehemalige Intendant des Westdeutschen Rundfunks: „Damit unsere Sprache nicht noch mehr militarisiert wird, müssen wir aufpassen wie die Schießhunde.“
Vor der Corona-Krise war dieser Begriff eher in der Berichterstattung über historische Seuchen oder Tierimporte zu finden. Heutzutage erleben Zehntausende Menschen (häusliche) Quarantäne – als selbst Infizierte oder Kontaktpersonen von Patienten. In Österreich stand mit Tirol bereits ein ganzes Bundesland unter Quarantäne. Der Begriff ist übrigens lateinischen Ursprungs und wurde bereits vor über 600 Jahren geprägt. Um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern, kamen damals in Italien bestimmte Kranke für vierzig (italienisch: quaranta) Tage in Isolation.
Der Klassiker der Videotelefonie, der bereits im Jahr 2003 auf den Markt kam und seit 2011 zu Microsoft gehört. Bis zu 50 Leute können bei Konferenzschaltungen mitmachen. In der gebührenpflichtigen Variante „Skype for Business“ sind es sogar 250. Deren Nachfolger Microsoft Teams ist die Lösung, die Pzwei für die täglichen kurzen Konferenzen mit allen Mitarbeitern nutzt.
Ein Sofortnachrichtendienst, der unkompliziert auch Bilder und Links austauschen lässt und ebenfalls Videokonferenzen ermöglicht. Wenig überraschend: Der Börsenwert des Unternehmens hat zwischen Mitte März und Mitte April um rund 60 Prozent zugelegt.
Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, ist eine Maßnahme, Mitmenschen auf Abstand zu halten – hierzulande ein Meter. In New Jersey ist übrigens mit Bruce Springsteen einer der berühmtesten Söhne dieses US-Bundesstaates der gültige Maßstab, wie Standard-Kollege Karl Fluch hier amüsant darstellt. Als Weiterentwicklung des Social Distancing haben sich die Begriffe Physical Distancing und Social Solidarity etabliert: ja zum räumlichen Abstand, aber ebenso zur Mitmenschlichkeit und zum Zusammenhalt.
Das hätten manche Berufsgruppen bis vor Kurzem nicht gedacht: Auf einmal zählt die Frau an der Supermarktkasse, der Krankenpfleger oder die Polizistin zu systemrelevanten Branchen. An ihrem Lohn- oder Gehaltszettel haben sie diese herausgehobene Stellung bislang nicht ablesen können. Es bleibt zu hoffen, dass die Wertschätzung für ihre Arbeit nachhaltig – auch nach dem Überwinden der Coronakrise – steigt.
Ohne eine Türklinke anzufassen, kann sich das Eintreten durchaus schwierig gestalten. Normalerweise kein Problem – doch wie verhält man sich beispielsweise als Bewohner eines Wohnblocks, durch wochenlange Corona-Meldungen schon (über-)sensibilisiert, an der gemeinsamen Haustür? Der großartige Kolumnist Axel Hacke hat dazu einen Text geschrieben, der sofortige Stimmungsaufhellung bringt. Ausdrücklich zur mehrmaligen Anwendung empfohlen, als Nebenwirkung droht allenfalls Zwerchfell-Muskelkater.
Die Software der Stunde kommt aus dem kalifornischen Silicon Valley. Besonders gut geeignet für Webinare mit bis zu 100 Teilnehmern, die von den Organisatoren eingeladen werden. Nicht nur für Geschäftstermine ist das Tool beliebt. Es eignet sich ebenso für Schulunterricht, private Veranstaltungen, Partys oder Yogastunden via Bildschirm.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/inland/corona-pandemie-glossar-101.html
https://www.profil.at/shortlist/wissenschaft/coronavirus-glossar-11426543
https://weather.com/de-DE/wissen/mensch/news/2020-03-22-corona-lexikon-wie-sich-in-zeiten-der-pandemie-die-sprache-verandert
https://www.drei.at/de/planet-drei/blog/artikel/videotelefonie.html
https://www.sueddeutsche.de/leben/coronavirus-glossar-alltag-a-bis-z-1.4834991
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/das-beste-aus-aller-welt/toilette-klo-coronavirus-88478
https://www.derstandard.at/story/2000116927478/der-boss-als-masseinheit-einen-springsteen-abstand?ref=article
https://englishtextservices.de/home-office-denglish/
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgangssperre
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