Pzwei. Blog.
Was künstliche Bilderwelten noch lernen müssen
Geschrieben von: Pzwei. Daniela Kaulfus
Veröffentlicht: 03.07.2023
Gabriela Harmtodt ist selbstständige Grafikerin und Illustratorin in der Agentur coop 4 kommunikationsdesign in Lochau. Aktuell setzt sie sich intensiv mit Künstlicher Intelligenz (KI) auseinander. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen mit KI-Tools für Bilder, was sie schon können und wo’s (noch) hapert.
Wie war dein Einstieg in die Welt der künstlichen Bilder?
Zunächst hatte ich eine Abwehrhaltung und den Gedanken: „Oh Gott, jetzt kann ich in Frühpension gehen.“ Das hat mich provoziert. Ich bin dann schnell draufgekommen, dass es für mich als Kreative und Gestalterin ein Werkzeug ist, das mir richtig Spaß macht. Es gibt geniale Tools, um Dinge umzusetzen, vor allem für Kunden mit wenig Budget.
Welche Tools verwendest du?
Aktuell arbeite ich auf Midjourney. Es ist aus meiner Sicht als Kreative am intuitivsten zu bedienen. Auch Stable Diffusion oder Dall-E sind okay. Ich denke, dass sich ein Tool herauskristallisieren wird.
Wo siehst du Einsatzgebiete in der Kommunikation?
Als Grafikerin kann ich zum Beispiel Bilder für die Werbung überspitzt darstellen. Das wurde bisher mit Fotomontagen gemacht, was teuer und aufwändig ist und sich nur Firmen mit großen Budgets leisten konnten. KI macht solche Dinge leistbar. Kürzlich habe ich zum Beispiel verrückte Früchtchen gemacht, die für einen Fruchtexpresshandel infrage kommen könnten.
Mit welchen Infos fütterst du die KI?
Ich erzähle dem Tool, was ich sehen möchte. Je spezifischer, umso besser ist das Ergebnis. Es braucht aber keine sehr komplizierten technischen Angaben, die Tools sind keine Fotokameras. Ich habe Interiors nachgebaut, indem ich den Stil vorgegeben habe: Ikea-Katalog 2023, Badezimmer, Anzahl und Art der Accessoires. Damit kommt man schon recht weit. Zusätzlich die Art der Darstellung: Ich habe Diorama, also eine Puppenhausansicht, verwendet, Perspektiven, Farbwelten, Licht, Tageszeit gewählt und angegeben, dass es etwas künstlerisch verrückt sein darf und loomen reflection und film grain haben soll. Um solche Ergebnisse zu erzielen ist es vorteilhaft, wenn man einen grafischen Hintergrund hat.
Kürzlich hat eine Agentur KI-generierte Charaktere für Image-Kampagnen vorgeschlagen. Für uns als Presseagentur wäre das unvorstellbar. Wie stehst du dazu?
Für Testimonials funktioniert das für mich auch nicht. Künstliche Charaktere kann ich mir aber für überzeichnete Figuren, beispielsweise für Lotto-Werbung, vorstellen. Es ist ein Graubereich, der in der Werbung akzeptiert ist. Wenn eine Apothekerin in der Fernsehwerbung ein Medikament empfiehlt, dann ist die ja auch ein Model. Anders ist es im Journalismus, der reale Figuren abbilden soll.
In welchen Bereichen ist KI hilfreich?
Zum Beispiel für Renderings oder Konzepte in der Architektur, das geht mit Midjourney schneller als mit CAD. Gut ist es auch für Schaufenster- oder Shop-Design-Konzepte. Ich habe auch schon die neuen KI-Tools von Adobe Photoshop zum Reparieren alter zerrissener Fotos verwendet.
KI verwendet auch urheberrechtlich geschützte Bilder, um zu lernen. Wie siehst du das?
Dafür braucht es eine Lösung, vielleicht analog zur AKM für Musik. So könnte ein Fotograf seine Bilder auf Stock zur Verfügung stellen, zugleich für KI freigeben und daran verdienen. Midjourney kann meine Bilder auch verwenden. Wer die Plattform im Gratismodus nutzt, darf seine/ihre generierten Bilder laut derzeitigen AGB nicht für kommerzielle Zwecke nützen. Gleichzeitig darf man die ganze Sache nicht einfach abdrehen, um nicht die Entwicklung aufzuhalten. Es muss Modelle geben, wo Grundlagen bezahlt werden. Allerdings haben sich Künstler immer schon von anderen inspirieren lassen, etwa Modedesigner vom Stil Piet Mondrians. Die Berufung auf eine Kunstrichtung ist dann kein Plagiat oder eine Ausnützung. Der Künstler wird damit gefeiert.
Welche Gefahren birgt KI? Kürzlich hat sogar ein KI-generiertes Bild einen Fotowettbewerb gewonnen …
KI-Bilder müssten gekennzeichnet werden. Vielleicht braucht es eigene Kategorien bei Wettbewerben für KI-generierte Bilder. Schwierig ist, dass KI-Modelle sich alter Daten im System und somit Klischees bedienen – insbesondere bei Bildern von Menschen. Wenn ich „Hipster-Frau auf Motorrad“ eingebe, kommt eine weiße, sexy, blonde 20-Jährige heraus. Diesen Bias muss man wegentwickeln. Ich sehe auch keine Inklusion. Wenn KI ein modernes Tool sein soll, dann sollte es das alles berücksichtigen.
Gabriela Harmtodt ist selbstständige Grafikerin und Illustratorin in der Agentur coop 4 kommunikationsdesign in Lochau. Aktuell setzt sie sich intensiv mit Künstlicher Intelligenz (KI) auseinander. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen mit KI-Tools für Bilder, was sie schon können und wo’s (noch) hapert.
Wie war dein Einstieg in die Welt der künstlichen Bilder?
Zunächst hatte ich eine Abwehrhaltung und den Gedanken: „Oh Gott, jetzt kann ich in Frühpension gehen.“ Das hat mich provoziert. Ich bin dann schnell draufgekommen, dass es für mich als Kreative und Gestalterin ein Werkzeug ist, das mir richtig Spaß macht. Es gibt geniale Tools, um Dinge umzusetzen, vor allem für Kunden mit wenig Budget.
Welche Tools verwendest du?
Aktuell arbeite ich auf Midjourney. Es ist aus meiner Sicht als Kreative am intuitivsten zu bedienen. Auch Stable Diffusion oder Dall-E sind okay. Ich denke, dass sich ein Tool herauskristallisieren wird.
Wo siehst du Einsatzgebiete in der Kommunikation?
Als Grafikerin kann ich zum Beispiel Bilder für die Werbung überspitzt darstellen. Das wurde bisher mit Fotomontagen gemacht, was teuer und aufwändig ist und sich nur Firmen mit großen Budgets leisten konnten. KI macht solche Dinge leistbar. Kürzlich habe ich zum Beispiel verrückte Früchtchen gemacht, die für einen Fruchtexpresshandel infrage kommen könnten.
Mit welchen Infos fütterst du die KI?
Ich erzähle dem Tool, was ich sehen möchte. Je spezifischer, umso besser ist das Ergebnis. Es braucht aber keine sehr komplizierten technischen Angaben, die Tools sind keine Fotokameras. Ich habe Interiors nachgebaut, indem ich den Stil vorgegeben habe: Ikea-Katalog 2023, Badezimmer, Anzahl und Art der Accessoires. Damit kommt man schon recht weit. Zusätzlich die Art der Darstellung: Ich habe Diorama, also eine Puppenhausansicht, verwendet, Perspektiven, Farbwelten, Licht, Tageszeit gewählt und angegeben, dass es etwas künstlerisch verrückt sein darf und loomen reflection und film grain haben soll. Um solche Ergebnisse zu erzielen ist es vorteilhaft, wenn man einen grafischen Hintergrund hat.
Kürzlich hat eine Agentur KI-generierte Charaktere für Image-Kampagnen vorgeschlagen. Für uns als Presseagentur wäre das unvorstellbar. Wie stehst du dazu?
Für Testimonials funktioniert das für mich auch nicht. Künstliche Charaktere kann ich mir aber für überzeichnete Figuren, beispielsweise für Lotto-Werbung, vorstellen. Es ist ein Graubereich, der in der Werbung akzeptiert ist. Wenn eine Apothekerin in der Fernsehwerbung ein Medikament empfiehlt, dann ist die ja auch ein Model. Anders ist es im Journalismus, der reale Figuren abbilden soll.
In welchen Bereichen ist KI hilfreich?
Zum Beispiel für Renderings oder Konzepte in der Architektur, das geht mit Midjourney schneller als mit CAD. Gut ist es auch für Schaufenster- oder Shop-Design-Konzepte. Ich habe auch schon die neuen KI-Tools von Adobe Photoshop zum Reparieren alter zerrissener Fotos verwendet.
KI verwendet auch urheberrechtlich geschützte Bilder, um zu lernen. Wie siehst du das?
Dafür braucht es eine Lösung, vielleicht analog zur AKM für Musik. So könnte ein Fotograf seine Bilder auf Stock zur Verfügung stellen, zugleich für KI freigeben und daran verdienen. Midjourney kann meine Bilder auch verwenden. Wer die Plattform im Gratismodus nutzt, darf seine/ihre generierten Bilder laut derzeitigen AGB nicht für kommerzielle Zwecke nützen. Gleichzeitig darf man die ganze Sache nicht einfach abdrehen, um nicht die Entwicklung aufzuhalten. Es muss Modelle geben, wo Grundlagen bezahlt werden. Allerdings haben sich Künstler immer schon von anderen inspirieren lassen, etwa Modedesigner vom Stil Piet Mondrians. Die Berufung auf eine Kunstrichtung ist dann kein Plagiat oder eine Ausnützung. Der Künstler wird damit gefeiert.
Welche Gefahren birgt KI? Kürzlich hat sogar ein KI-generiertes Bild einen Fotowettbewerb gewonnen …
KI-Bilder müssten gekennzeichnet werden. Vielleicht braucht es eigene Kategorien bei Wettbewerben für KI-generierte Bilder. Schwierig ist, dass KI-Modelle sich alter Daten im System und somit Klischees bedienen – insbesondere bei Bildern von Menschen. Wenn ich „Hipster-Frau auf Motorrad“ eingebe, kommt eine weiße, sexy, blonde 20-Jährige heraus. Diesen Bias muss man wegentwickeln. Ich sehe auch keine Inklusion. Wenn KI ein modernes Tool sein soll, dann sollte es das alles berücksichtigen.
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