Pzwei. Blog.
Wenn der CFO den Head of Content brieft
Illustration: ChatGPT
Zunächst einmal: Wir lehnen die um sich greifenden Anglizismen nicht derart in Bausch und Bogen ab wie der „Sprachpapst“ schlechthin, der 2022 verstorbene Wolf Schneider. Der langjährige Top-Journalist und Leiter der Hamburger Henri-Nannen-Schule würde sich angesichts der Manager-Anglizismen nicht nur einmal im Grab umdrehen.
Selbst unser „Head of Lektorat“, Thorsten, kann mit „Briefing“ und „Feedback“ leben (wenngleich die deutschen Begriffe Absprache und Rückmeldung auch hübsch sind). Bei der „Deadline“ wird es schon schwieriger. Das liegt aber nicht an der üblichen Bedeutung als Stichtag, sondern an jener im historischen Zusammenhang: Sie bezeichnet die um ein Gefängnis gezogene Linie. Gefangene, die sie übertraten, wurden erschossen.
Aber zurück zum Thema. Nervig bis überflüssig wird es dann, wenn die Verständlichkeit leidet oder Eindruck geschunden werden soll. Wenn der Geschäftsführer einer kleinen Firma zum CEO wird (wo er doch gleichzeitig die Posten von COO und CFO bekleidet). Kennen alle diese Abkürzungen? COO ist der Chief Operating Officer, CFO der Chief Financial Officer. Ebenso eigenartig ist es bei Abteilungen mit nur 1 oder 2 Leuten, wenn jemand Head of xy heißt. Anders sieht es bei international tätigen Konzernen mit Englisch als Geschäftssprache aus. Hier wäre es falsch, aus Rücksicht auf die deutsche Muttersprache krampfhaft auf Deutsch „umzuschalten“. Es könnten auch Missverständnisse entstehen, wenn die Originalbegriffe etablierter und präziser sind.
Unfreiwillig komisch kann es werden, wenn man es mit Muttersprachler:innen tun hat. Was im deutschen Sprachraum als „Homeoffice“ oder „Home-Office“ bezeichnet wird, gibt ihnen vermutlich Rätsel auf. Dort steht der Begriff für das Innenministerium. Dasselbe gilt für „Public viewing“ (öffentliche Aufbahrung) oder „Handy“ – im Englischen „praktisch, nützlich, bequem“. Das Smartphone hingegen ist als „mobile phone“ oder „cell phone“ bekannt. Interessant wird es auch bei Wörtern, die wie eine Art vorauseilender Gehorsam wirken: „Smoking“ oder „Showmaster“ gibt es im Englischen gar nicht. Der gemeinte elegante Anzug heißt „dinner jacket“. Wer durch eine Show führt, ist ein „Host“ oder „Master of ceremony“. Oder geht man davon aus, dass ein schicker Anzug nur in Kombination mit einer Zigarette oder Zigarre zu tragen ist? Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht jedermann und jede Frau des Englischen so mächtig ist, wie es Werbeagenturen erwarten. Davon weiß beispielsweise die Autofirma Mitsubishi ein Lied zu singen: Ihr Spruch „Drive alive“ kam bei einer Umfrage nur bei 18 Prozent richtig an. Die Mehrheit übersetzte den „Claim“ (den „Slogan“/die Werbebotschaft), die Fahrt in einem Mitsubishi zu überleben. Und wenn Sat.1 („Powered by emotion“) mit dem Nazi-Programm „Kraft durch Freude“ in Verbindung gebracht wurde, ist etwas schiefgelaufen. Missverständnisse wie diese waren eine Steilvorlage für Stefan Raab in TV Total: https://www.youtube.com/watch?v=4l4_rY5ZyKs
Andersherum sind manche deutschen Wörter ins Englische eingewandert, beispielsweise Kindergarten, Fahrgefühl und Weltanschauung.
Wer es mit dem Denglisch übertreibt, kann sich selbst ein Bein stellen. Das zeigt auch diese Speisekarte auf dem Foto. Fast – verständlicherweise – komplett in Englisch gehalten, kommt ein amüsanter Fehler ganz am Schluss bei den Desserts. Statt Popcorn wird dort Poopcorn serviert. Da möchte man nur antworten: Das stinkt ja zum Himmel! Oder, um mit Britney Spears zu singen: Poops, I did it again!
Illustration: ChatGPT
Zunächst einmal: Wir lehnen die um sich greifenden Anglizismen nicht derart in Bausch und Bogen ab wie der „Sprachpapst“ schlechthin, der 2022 verstorbene Wolf Schneider. Der langjährige Top-Journalist und Leiter der Hamburger Henri-Nannen-Schule würde sich angesichts der Manager-Anglizismen nicht nur einmal im Grab umdrehen.
Selbst unser „Head of Lektorat“, Thorsten, kann mit „Briefing“ und „Feedback“ leben (wenngleich die deutschen Begriffe Absprache und Rückmeldung auch hübsch sind). Bei der „Deadline“ wird es schon schwieriger. Das liegt aber nicht an der üblichen Bedeutung als Stichtag, sondern an jener im historischen Zusammenhang: Sie bezeichnet die um ein Gefängnis gezogene Linie. Gefangene, die sie übertraten, wurden erschossen.
Aber zurück zum Thema. Nervig bis überflüssig wird es dann, wenn die Verständlichkeit leidet oder Eindruck geschunden werden soll. Wenn der Geschäftsführer einer kleinen Firma zum CEO wird (wo er doch gleichzeitig die Posten von COO und CFO bekleidet). Kennen alle diese Abkürzungen? COO ist der Chief Operating Officer, CFO der Chief Financial Officer. Ebenso eigenartig ist es bei Abteilungen mit nur 1 oder 2 Leuten, wenn jemand Head of xy heißt. Anders sieht es bei international tätigen Konzernen mit Englisch als Geschäftssprache aus. Hier wäre es falsch, aus Rücksicht auf die deutsche Muttersprache krampfhaft auf Deutsch „umzuschalten“. Es könnten auch Missverständnisse entstehen, wenn die Originalbegriffe etablierter und präziser sind.
Unfreiwillig komisch kann es werden, wenn man es mit Muttersprachler:innen tun hat. Was im deutschen Sprachraum als „Homeoffice“ oder „Home-Office“ bezeichnet wird, gibt ihnen vermutlich Rätsel auf. Dort steht der Begriff für das Innenministerium. Dasselbe gilt für „Public viewing“ (öffentliche Aufbahrung) oder „Handy“ – im Englischen „praktisch, nützlich, bequem“. Das Smartphone hingegen ist als „mobile phone“ oder „cell phone“ bekannt. Interessant wird es auch bei Wörtern, die wie eine Art vorauseilender Gehorsam wirken: „Smoking“ oder „Showmaster“ gibt es im Englischen gar nicht. Der gemeinte elegante Anzug heißt „dinner jacket“. Wer durch eine Show führt, ist ein „Host“ oder „Master of ceremony“. Oder geht man davon aus, dass ein schicker Anzug nur in Kombination mit einer Zigarette oder Zigarre zu tragen ist? Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht jedermann und jede Frau des Englischen so mächtig ist, wie es Werbeagenturen erwarten. Davon weiß beispielsweise die Autofirma Mitsubishi ein Lied zu singen: Ihr Spruch „Drive alive“ kam bei einer Umfrage nur bei 18 Prozent richtig an. Die Mehrheit übersetzte den „Claim“ (den „Slogan“/die Werbebotschaft), die Fahrt in einem Mitsubishi zu überleben. Und wenn Sat.1 („Powered by emotion“) mit dem Nazi-Programm „Kraft durch Freude“ in Verbindung gebracht wurde, ist etwas schiefgelaufen. Missverständnisse wie diese waren eine Steilvorlage für Stefan Raab in TV Total: https://www.youtube.com/watch?v=4l4_rY5ZyKs
Andersherum sind manche deutschen Wörter ins Englische eingewandert, beispielsweise Kindergarten, Fahrgefühl und Weltanschauung.
Wer es mit dem Denglisch übertreibt, kann sich selbst ein Bein stellen. Das zeigt auch diese Speisekarte auf dem Foto. Fast – verständlicherweise – komplett in Englisch gehalten, kommt ein amüsanter Fehler ganz am Schluss bei den Desserts. Statt Popcorn wird dort Poopcorn serviert. Da möchte man nur antworten: Das stinkt ja zum Himmel! Oder, um mit Britney Spears zu singen: Poops, I did it again!
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