BodenseeMeeting e.V.

micelab:bodensee erar­beitet Modelle für eine robuste MICE-Branche

Ziel ist die Balance zwi­schen sinn­stif­tender Arbeit und wirt­schaft­li­cher Notwendigkeit

Konstanz/Bregenz, 28. Sep­tember 2023 – Das micelab:bodensee ging im 6. For­schungs­modul der Frage nach, wie eine gute Balance zwi­schen sinn­stif­tendem Arbeiten und wirt­schaft­li­cher Not­wen­dig­keit aus­sieht. Mit­hilfe der Theory-U-Methode erar­bei­teten dazu 16 Mit­glieder des Netz­werks Pro­to­typen für neue Geschäfts- bzw. Arbeits­mo­delle für die Ver­an­stal­tungs­branche. Darin flossen Erkennt­nisse und Kom­pe­tenzen aus der bis­he­rigen For­schung und Praxis ein.

Die MICE-Branche hat sich von der Krise zwar erholt. Den­noch wissen wir und wussten schon davor, dass klas­si­sche Geschäfts­mo­delle ero­dieren und wir den Men­schen neue Ange­bote machen müssen, um lang­fristig erfolg­reich zu sein. Dazu braucht es eine echte Ver­än­de­rung, eine Trans­for­ma­tion“, betont Urs Treu­thardt, Prä­si­dent des Boden­see­Mee­ting e. V. Der Verein ist Träger des For­schungs­netz­werks micelab:bodensee, das sich seit gut 15 Jahren mit leben­diger sinn­stif­tender Ver­an­stal­tungs­kultur beschäf­tigt, sowohl im For­schungs­modul, dem micelab:explorer, als auch in der Praxis und Vermittlung.

Wäh­rend bis­he­rige Labore auf den Men­schen, die innere Hal­tung und das Lernen fokus­sierten, wid­mete sich das 6. For­schungs­modul der kon­kreten Frage: „Wie sieht eine gute Balance zwi­schen sinn­stif­tend arbeiten und wirt­schaft­li­cher Not­wen­dig­keit aus?“ Diana Oser von col­la­bo­ratio hel­ve­tica unter­stützte den Pro­zess mit­hilfe der Theory U – eine Kreativ-Methode, die ganz­heit­liche Ver­än­de­rungen in Men­schen, Teams und Orga­ni­sa­tionen bewirkt sowie neue Lösungen freilegt.

Nach­hal­tig­keit als gemein­samer Nenner
16 Mit­glieder aus dem micelab-Netzwerk erar­beiten im 2,5‑tägigen Labor in Gai­en­hofen (Land­kreis Kon­stanz) drei Arbeits- und Geschäfts­mo­delle, die eines gemeinsam haben: Sie sind sinn­stif­tend. Im Laufe des Pro­zesses ver­stän­digten sich die Forscher:innen darauf, „Sinn­stif­tung“ mit der Errei­chung der SDGs (Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals) gleich­zu­setzen, den 17 Nach­hal­tig­keits­kri­te­rien der Ver­einten Nationen. „Diese Ziele sind global gesehen am dring­lichsten. Wenn wir draußen etwas ver­än­dern wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen“, ist Urs Treu­thardt überzeugt.

Die Forscher:innen ent­wi­ckelten im Pro­zess drei Pro­to­typen: Im ersten dienen die SDGs als mess­bare Kri­te­rien für sinn­stif­tende Arbeit, im zweiten sind sie die Grund­lage im Umgang mit der Res­source Mitarbeiter:innen. Im dritten Modell geht es um die nach­hal­tige Wei­ter­ent­wick­lung der Boden­see­re­gion, die mit­hilfe einer eigenen Ver­an­stal­tungs­reihe for­ciert werden soll.

Sinn­stif­tung und Wirtschaftlichkeit
Zunächst erar­bei­teten die Teilnehmer:innen in World Cafés, wie das Span­nungs­feld zwi­schen Sinn­stif­tung und Wirt­schaft­lich­keit in ihren Unter­nehmen erlebt wird. Sie deckten Muster, Poten­ziale, Her­aus­for­de­rungen und Gemein­sam­keiten auf. Daraus ergaben sich drei The­men­felder, aus denen die Gruppen die neuen Modelle erar­bei­teten, die auf den drei Ebenen ansetzen: im Unter­nehmen, bei den Mitarbeiter:innen und der Region.

Um die SDGs in einem ein­zelnen Unter­nehmen umzu­setzen, ist das Enga­ge­ment aller Mitarbeiter:innen nötig. Sie über­prüfen regel­mäßig den Stand anhand von Check­listen, von Müll­ver­mei­dung bis zu Mit­ar­bei­ter­zu­frie­den­heit. In einem Fol­ge­termin wollen die Mit­glieder des micelab:bodensee SDGs defi­nieren, an denen sie kon­kret arbeiten. „Wir wollen kein Green Washing, son­dern uns ernst­haft – und vor allem auch messbar – wei­ter­ent­wi­ckeln“, erklärt Ruth Bader, Geschäfts­füh­rerin vom Boden­see­forum Kon­stanz. „Damit können wir unseren Kunden und unseren Geld­ge­bern gute Argu­mente für Ver­an­stal­tungen lie­fern, die weit über die Raum­ver­mie­tung hin­aus­gehen und wirk­lich Sinn stiften. So schaffen wir auch ein neues Ver­ständnis von Wirt­schaft­lich­keit, die wir an den erzielten SDG-Effekten fest­ma­chen können.“

Gelebte micelab-Kultur
Mitarbeiter:innen sind die wich­tigste Res­source eines Kon­gress­hauses, so die These der zweiten Arbeits­gruppe. „Des­halb müssen wir ihnen sinn­stif­tendes Arbeiten ermög­li­chen, indem wir das pas­sende Umfeld bieten: gute interne Begeg­nungs­kultur, Geduld, Wert­schät­zung – also die micelab-Werte wirk­lich leben“, schil­dert Mat­thias Klin­gler, Leiter des Graf Zep­pelin Hauses in Fried­richs­hafen. Botschafter:innen im Unter­nehmen könnten die Rolle über­nehmen, Onboarding-Prozesse im micelab-Gedanken zu gestalten, Azubis zu micelab-Veranstaltungen zu bringen oder die sinn­stif­tende Unter­neh­mens­kultur bereits in Stel­len­an­zeigen zu kom­mu­ni­zieren. Die Dring­lich­keit des Themas liege auf der Hand. „Der Tou­rismus kämpft auf­grund der Tarife und Arbeits­zeiten mit einem schlechten Image. Gerade die Gene­ra­tion Z sucht nach sinn­vollen Tätig­keiten.“ Eine posi­tive Arbeits­hal­tung strahle nach innen und nach außen aus, was sich letzt­lich betriebs­wirt­schaft­lich nie­der­schlagen würde, ist Klin­gler überzeugt.

Wei­ter­ent­wick­lung der Bodenseeregion
Die dritte Arbeits­gruppe beschäf­tigte sich mit der Ent­wick­lung einer Ver­an­stal­tung bzw. Ver­an­stal­tungs­reihe, die die nach­hal­tige Ent­wick­lung der Boden­see­re­gion vor­an­treibt. „Dabei geht es nicht darum, anderen zu sagen, wie sie die SDGs umsetzen sollen. Das muss jeder für sich defi­nieren. Was wir aber ver­mit­teln können, ist die gute Begeg­nungs­kultur und Koope­ra­tion, die wir im micelab:bodensee seit vielen Jahren prak­ti­zieren“, erklärt Chiara Rossi, Lei­terin von St.Gallen-Bodensee Con­ven­tion. Das micelab:bodensee besteht aus Kon­gress­häu­sern und Con­ven­tion Bureaus, die im Wett­be­werb stehen. Den­noch arbeiten diese effektiv auf Augen­höhe zusammen und tau­schen sich aus, um die MICE-Branche wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und letzt­lich gemeinsam eine grö­ßere Strahl­kraft zu errei­chen. „Diese Kom­pe­tenz können wir nutzen, um Firmen und Insti­tu­tionen zusam­men­zu­bringen, die die glei­chen Ziele ver­folgen. Sie sollen den Wett­be­werbs­ge­danken ablegen und die Kräfte bün­deln“, stellt sich Rossi vor.

Nächste Schritte
Als nächstes will das micelab:bodensee Pro­to­typen aus­wählen, diese wei­ter­ent­wi­ckeln und schließ­lich testen. Ob es alle sind, ist noch offen: „Die Umset­zung sol­cher Pro­jekte ist immer eine Frage der Res­sourcen. Diese frei­zu­ma­chen und das lau­fende Geschäft auf­recht­zu­er­halten, stellen wir uns nun als Auf­gabe für die kom­menden Wochen“, sagt Urs Treu­thardt. Fix­starter ist das Pro­jekt zur Umset­zung der SDGs in den Unter­nehmen: Dazu gibt es bereits einen gemein­samen Termin im Oktober im Würth Haus Ror­schach. Es sollen die SDGs für die MICE-Branche über­setzt und neue Mess­größen für erfolg­reiche Ver­an­stal­tungen defi­niert werden, die öko­lo­gi­sche, öko­no­mi­sche und sozio­kul­tu­relle Kri­te­rien berücksichtigen.

 

Über micelab:bodensee

micelab:bodensee ist die erste interaktive Forschungs- und Weiterbildungsplattform für Veranstalter:innen im deutschsprachigen Raum. Sie wurde vom Verein BodenseeMeeting e. V. und dem Netzwerk der kongress tanzt entwickelt und startete im Oktober 2013. Mitglieder sind: Kongresskultur Bregenz, Convention Partner Vorarlberg, SAL – Saal am Lindaplatz (FL/Schaan), St.Gallen-Bodensee Convention, Würth Haus Rorschach, Bodenseeforum Konstanz, Milchwerk Radolfzell, Stadthalle Singen, Insel Mainau, Kultur- und Kongress-Zentrum Graf Zeppelin Haus Friedrichshafen und Inselhalle Lindau. Kurator ist Michael Gleich vom Netzwerk der kongress tanzt.

micelab:bodensee umfasst drei Module mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Alle haben den erkundenden Charakter eines Labors. Beim Modul micelab:explorer liegt der Fokus auf der Forschung mit Impulsgebern aus unterschiedlichen Disziplinen. micelab:experts richtet sich an die Praktiker der MICE-Branche: Mitarbeiter:innen verschiedener Gewerke, Eventagenturen, Kulturinstitutionen, Marketing- und Personalverantwortliche von Wirtschaftsbetrieben. In die Publikation micelab:extract fließen Forschungsergebnisse ein. Bisher sind drei Bände erschienen.

Infos unter www.micelab-bodensee.com

 

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Boden­see­Mee­ting e. V., Urs Treu­thardt, 0043/5574/43443–12, urs.treuthardt@convention.cc
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