Symphonieorchester Vorarlberg

Wie viel Heimat braucht der Mensch?“, fragen Jean Améry, Niko­laus Brass und das SOV

Urauf­füh­rung des Lin­dauer Kom­po­nisten / Solist Nikita Ger­kusov aus den eigenen Reihen

Bre­genz, 31. Januar 2024 – Das Stück „Wie viel Heimat braucht der Mensch?“ des Lin­dauers Niko­laus Brass und das Solo­debüt des SOV-Stimmführers Nikita Ger­kusov: Das vierte Abo-Konzert am 10./11. Februar bietet Kulturfreund:innen unter­schied­lichste Anknüp­fungs­punkte. Auf dem Pro­gramm stehen zudem Werke von Nino Rota und Hector Ber­lioz. Am Pult steht Jona­than Brandani.

Der Diri­gent Bran­dani, seit 2021 künst­le­ri­scher Leiter der Cal­gary Opera, ist ein in Bre­genz gern gese­hener Gast. Vor zwei Jahren diri­gierte er anläss­lich der Fest­spiele zwei Pro­duk­tionen mit dem SOV: „Die Ita­lie­nerin in Algier“ und „Armida“. Der Ita­liener musi­zierte auch bei­spiels­weise mit den Wiener Sym­pho­ni­kern, im König­li­chen Opern­haus Kopen­hagen und beim Wex­ford Fes­tival in Irland. Als roten Faden der Abende in Feld­kirch (10. Februar) und Bre­genz (11. Februar) sieht der Opern-Experte Bran­dani die Thea­tralik der Werke.

Los geht es mit der sprit­zigen Ouver­türe zur Oper „Il cap­pello di paglia di Firenze“ – über­setzt „Der Flo­ren­tiner Hut“ – von Nino Rota. In der zweiten Hälfte des 20. Jahr­hun­derts kam er mit seiner Musik zu Filmen wie „La Strada – das Lied der Straße“, „Der Leo­pard“ oder „Der Pate“ zu Welt­ruhm. Für die beste Ori­gi­nal­par­titur zum zweiten Teil des „Paten“ erhielt er im Jahr 1975 den Oscar.

Inter­na­tional aner­kannter Künstler vom Bodensee
Die the­ma­ti­sche Brücke zum zweiten Teil des Kon­zert­abends ist die Suche nach der Heimat. Die Ton­lage wird ernster. „Wie viel Heimat braucht der Mensch?“, fragt Niko­laus Brass in seinem Stück, das als Auf­trags­ar­beit des SOV im Jahr 2019 beim texte & töne fes­tival in Dorn­birn erst­mals zu hören gewesen war – und das sehr erfolg­reich. Der Kom­po­nist aus Lindau hat das Werk zu einer grö­ßeren Orches­ter­fas­sung umge­ar­beitet, die im vierten Abo-Konzert zur Urauf­füh­rung gelangt.

Amérys lite­ra­ri­sche Ver­ar­bei­tung seiner Flucht vor den Nazis
Die Grund­lage der Kom­po­si­tion ist Jean Amérys Essay „Wie viel Heimat braucht der Mensch?“. Améry (1912 – 1978) war ein öster­rei­chi­scher Schrift­steller im Wider­stand gegen die Nazis. Sein Geburts­name lau­tete Hans Mayer, er schrieb unter Pseud­onym. Seine fami­liären Wur­zeln lagen in Hohenems. Améry über­lebte Flucht und KZ. Niko­laus Brass, 2009 mit dem Musik­preis der Lan­des­haupt­stadt Mün­chen aus­ge­zeichnet, sagte in einem Inter­view mit Ingrid Lug­hofer: „Exil und Heimat, diese Themen haben mich gepackt … er beschreibt unglaub­lich prä­zise, was beim Ver­lust der Iden­tität pas­siert. Man ver­schwindet als ein Ich.“

Dazu betonte Hanno Loewy, Direktor des Jüdi­schen Museums Hohenems, Lite­ra­tur­wis­sen­schaftler und Publi­zist, in einem anderen Gespräch mit Niko­laus Brass: „Was an dem Text heute aktuell ist, ist tat­säch­lich sein Dis­kurs dar­über, was es bedeutet, hei­matlos zu sein und in dieser radi­kalen Weise Zuge­hö­rig­keit weg­ge­nommen zu bekommen. Ich glaube, das ist etwas, das heute aktu­eller ist denn je, weil es eine Erfah­rung ist, die Mil­lionen von Men­schen heute machen.“

Musik und Text
„Im Ver­gleich zur ersten Fas­sung spiele ich mit mehr Volumen, mehr Wucht und mehr Klang­farben“, erläu­tert Brass seine musi­ka­li­sche Umset­zung. Ein wich­tiger Teil des Stücks ist David Kopp als Spre­cher des Texts. Er war zwi­schen 2016 und 2023 Ensem­ble­mit­glied am Vor­arl­berger Lan­des­theater, wo er seither immer wieder gastiert.

Viola-Stimmführer Ger­kusov mit Solo-Auftritt
Nach der Pause erklingt „Harold en Italie op. 16“ des Fran­zosen Hector Ber­lioz (1803 – 1869). Zugrunde liegen dem Werk zwei Inspi­ra­tionen: Zum einen hatte der Künstler den soge­nannten Rom-Preis des Pariser Kon­ser­va­to­riums gewonnen und durfte 15 Monate in der römi­schen Villa Medici ver­bringen. Zum anderen dachte er an die Haupt­figur aus Lord Byrons Vers­epos „Ritter Harolds Pilgerfahrt“.

Ber­lioz schickt gewis­ser­maßen eine Solo­brat­sche auf Reisen. Diesen Part über­nimmt Nikita Ger­kusov, der seine zweite Saison im Sym­pho­nie­or­chester Vor­arl­berg spielt. Seit 2023/24 ist er fixer Bestand­teil des SOV als Stimm­führer der Brat­schen. Geboren wurde Ger­kusov 1992 in St. Peters­burg. Er ist mehr­fa­cher Preis­träger inter­na­tio­naler Wett­be­werbe, bei­spiels­weise des Inter­na­tio­nalen Johannes-Brahms-Wettbewerbs in Pört­schach am Wörthersee.

Details, unter anderem in Form eines Inter­views mit Diri­gent Jona­than Bran­dani, lie­fert die neue Folge des Pod­casts „SOV zum Rein­hören“ auf www.sov.at und gän­gigen Strea­ming­diensten. Auf www.sov.at steht das ange­spro­chene sehens­werte Video-Interview mit Niko­laus Brass und Hanno Loewy.

FACTBOX

Symphonieorchester Vorarlberg
4.
Abo-Konzert 2023/24

Jonathan Brandani: Dirigent
Nikita Gerkusov: Viola
David Kopp: Sprecher

Samstag, 10. Februar 2024, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch
Sonntag, 11. Februar 2024, 17.00 Uhr, Festspielhaus Bregenz

Programm:
Nino Rota: Ouvertüre zur Oper „Il cappello di paglia di Firenze“
Nikolaus Brass: Wie viel Heimat braucht der Mensch?
Hector Berlioz: Harold en Italie op. 16

Freier Kartenverkauf:
Bregenz Tourismus, Telefon 0043/5574/4959
Feldkirch Tourismus, Telefon 0043/5522/73467
in allen Vorverkaufsstellen von events-vorarlberg.at
in allen Filialen der Volksbank Vorarlberg
direkt beim SOV, Telefon 0043/5574/43447, Mail office@sov.at
bequem aufs Handy über die Ticket Gretchen App

Besucher:innen bis 27 Jahre zahlen in Begleitung von Abonnent:innen 5 Euro pro Karte.
Die Karten gelten als VVV-Freifahrtschein.


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