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Paid Con­tent“ im Boden­see­raum, Teil 2

Die Digi­ta­li­sie­rung stellt klas­si­sche Print-Verlage vor Her­aus­for­de­rungen. Mit Paid Con­tent wollen sie bezah­lende Online-LeserInnen gewinnen, binden und so Qua­li­täts­jour­na­lismus finan­zieren. In einer drei­tei­ligen Serie geben wir Ein­blick in die Stra­te­gien der regio­nalen Medi­en­häuser. Nach der Einführung von letzter Woche schauen wir heute nach Schwarzach und Ravensburg.

Russ­media: Qua­li­täts­jour­na­lismus versus Reichweite
In der Boden­see­re­gion hat fast jedes Medi­en­haus ein anderes Modell. Russmedia setzt bei den Vor­arl­berger Nach­richten seit 2012 auf eine harte Bezahl­schranke. Das Online-Portal vn.at war bis vor einigen Monaten als E‑Paper der gedruckten Vor­arl­berger Nach­richten abrufbar. Mit dem Relaunch Anfang 2019 sind die digi­talen Inhalte der Web­site nun nicht mehr an den Print-Erscheinungsrhythmus gebunden. Russ­media hat mit „vn.at“ ein neues Premium-Newsportal eingeführt.

Die Bezahl-Schranke von vn.at.

In den ersten vier Wochen des Premium-Newsportals konnte Russmedia mit vn.at über 200 Abonnenten gewinnen.

 Wie VN-Chefredakteur Gerold Ried­mann erklärt, ist diese in Kom­bi­na­tion mit dem haus­ei­genen Online-Portal VOL.AT nicht mehr so hart, denn: „Jeder kann, wie bei Spo­tify oder Net­flix, den ersten Monat gratis testen. Es sind zirka acht VN-Geschichten im Feed von VOL.AT nur Abon­nenten vor­be­halten.“ Einen großen Vor­teil sieht Ried­mann in der klaren Mar­ken­ab­gren­zung zwi­schen Reich­weite (VOL.AT) und Qua­li­täts­jour­na­lismus (vn.at). Vor­arl­berg ist das ein­zige öster­rei­chi­sche Bun­des­land, in dem nicht ORF.at Markt­führer ist. Die meisten neuen Nutzer gelangen über vol.at auf das Bezahl­an­gebot vn.at. Etwa 15 Pro­zent der Abon­nenten nutzen die VN auch bisher schon digital – ein hoher Wert für ein Regio­nal­me­dium, so Ried­mann. „Mit dem Start des Premium-Newsportal vn.at konnten wir in den ersten vier Wochen über 200 Abon­nenten gewinnen, unsere Erwar­tungen wurden über­troffen“, ist Ried­mann erfreut. Beson­ders skan­di­na­vi­sche Ver­lage haben sich in den ver­gan­genen Jahren über­durch­schnitt­lich positiv ent­wi­ckelt, auch und vor allem im lokalen Bereich. Gerold Ried­mann ist zuver­sicht­lich: „Das ist sehr moti­vie­rend, diesen Weg ent­schlossen weiter zu gehen.“

Schwä­bi­sche Vorreiter
Schwäbisch Media Digital kann als Vor­reiter in Dingen von Paid Con­tent in der Region bezeichnet werden. Begonnen hat der Schwä­bi­sche Verlag bereits 2014 mit dem Metered Modell. Neu­er­dings setzt er auf ein Hybrid-Modell. Hierbei bekommen nur regis­trierte und bezah­lende Online-KundInnen die Premium-Artikel. Der­zeit ver­zeichnet der Schwä­bi­sche Verlag rund 24.000 zah­lende Digital-AbonnentInnen, wobei die Zahl stetig wachse. Yan­nick Dil­linger, Leiter Digi­tales und stell­ver­tre­tender Chef­re­dak­teur, erklärt: „Abon­nenten haben exklu­siven Zugang zu wich­tigen Inhalten auf schwäbische.de und in der News-App. Jour­na­listen kenn­zeichnen die Plus-Artikel, die sie selbst durch eine lokale inves­ti­ga­tive Recherche erstellt haben.“ Wei­terhin frei ver­fügbar sind unbe­ar­bei­tete Poli­zei­nach­richten, Ver­an­stal­tungs­an­kün­di­gungen oder Ver­eins­be­richte, wie Dil­linger aus­führt. Wöchent­lich können drei dieser freien Artikel ange­klickt werden, bevor eine kos­ten­lose Regis­trie­rung fällig ist. Texte im Archiv stehen eben­falls nur zah­lenden Abon­nen­tInnen zur Verfügung.

Investigativ-lokal-selbst-recherchierte Artikel, werden als Plus-Artikel gekennzeichnet und stehen hinter der Bezahlschranke.

Wir bieten unseren Lesern täg­lich rund 80 selbst­re­cher­chierte und pro­du­zierte Bei­träge an. Dieses Angebot darf es nicht umsonst geben“, ist Yan­nick Dil­linger über­zeugt. Oberstes Ziel sei die Stei­ge­rung der Abon­nen­ten­zahl, auch wenn durch die kon­se­quente Bezahl-Strategie etwas an Reich­weite ein­ge­büßt werde. Mit dem Hybrid-Modell hat Schwä­bisch Media Digital einen wich­tigen Grund­stein gelegt. Dil­linger ergänzt: „Prio­rität ist jetzt, den indi­vi­du­ellen Bedarf von Nut­zer­gruppen zu ana­ly­sieren, Inhalte clever zu bün­deln, pass­genau aus­zu­spielen und so die Abwan­de­rungs­rate zu minimieren.“

 

Lesen Sie nächste Woche, für welche Modelle sich der Süd­ku­rier und das St. Galler Tag­blatt ent­schieden haben.