Pzwei. Blog.

Pie­mont oder Pro­vence? Pressearbeit!

Vor 20 Jahren hat Wolfgang Pendl Pzwei. Pressearbeit gegründet, seit März arbeitet er in der Kommunikation des Gesundheitsministeriums in Wien. Im Interview zieht er Bilanz – und lüftet die letzten Geheimnisse des Unternehmens.

Gruene Wirtschaft Vorarlberg, Wolfgang Pendl und Gabriela Harmtodt, Bregenz

Pzwei-Gründer und Eigentümer Wolfgang Pendl (Foto: Markus Gmeiner)

Mitte März, kurz vor dem Ende meiner einjährigen Karenz, ereilte mich ein Anruf. „Hallo Werner, hier spricht Wolfgang!“ Mein Chef, der sich nach meinem Wiedereinstieg erkundigt? Mitnichten: Er – Gründer und Geschäftsführer von Pzwei. Pressarbeit – teilte mir mit, dass er nach fast 20 Jahren nach Wien wechselt und für Pzwei nur mehr als Eigentümer fungiert. Bumm! Fünf Monate später spricht er im Interview über die DNA des Unternehmens, die Anfänge, Erfolge und Krisen.

ws: Wolfgang: Gehen wir 20 Jahre zurück. Wie hat alles angefangen?

wop: Da müssen wir weiter zurückgehen, fast 30 Jahre. Ich habe gemeinsam mit meinem damaligen Chef und Mentor Arno Miller ein Redaktionsbüro gegründet. Wir haben für zahlreiche Medien im deutschsprachigen Raum als Vorarlberg-Korrespondenten gearbeitet. Damals habe ich extrem viel gelernt, über die Medienlandschaft im ganzen deutschsprachigen Raum, über die Bedürfnisse der Redaktionen, über die Aufbereitung von Themen.

ws: Journalismus! Und wie kam es zur Öffentlichkeitsarbeit?

wop: Ja, genau. Journalismus! Das ist bis heute die DNA von Pzwei. Pressearbeit. Wir haben immer geschaut, dass unsere Arbeit journalistischen Ansprüchen genügt. Geschichten spannend zu erzählen, Informationen knackig aufzubereiten, Themen wirklich auf den Punkt zu bringen. Das war nicht nur in der Pressearbeit wichtig, das lässt sich auch auf andere Kanäle übertragen: Kundenzeitungen, PR-Texte, Social-Media.

ws: Wie ist es vom Redaktionsbüro zum PR-Büro gekommen?

wop: Freier Journalismus war immer schon schlecht bezahlt. Da kam es mir gerade recht, dass mich der eine oder andere Gesprächspartner, mit dem ich bei journalistischen Themen zu tun hatte, gefragt hat, ob ich auch für sein Unternehmen arbeiten mag: ein PR-Text hier, ein Folder da. Finanziell ein willkommenes Zubrot. So gesellte sich zum „Redaktionsbüro Vorarlberg“ das PR-Büro „Publish it!“ dazu.

ws: Wie kommt Pzwei ins Spiel?

wop: Natürlich blieben Interessenskonflikte nicht aus. Du kannst ja nicht als Journalist über die Kunden berichten, für die Du als PR-Mensch arbeitest. Irgendwann war es Zeit für eine Entscheidung. Mit Unterstützung von Hans-Joachim Gögl habe ich das Konzept von Pzwei. Pressearbeit erarbeitet – eine PR-Agentur mit klarer Spezialisierung auf Pressearbeit.

ws: Apropos Pzwei. Was heißt das eigentlich?

wop (schmunzelt): Jutta Berger, bei der Gründung freie Mitarbeiterin sowohl im Redaktionsbüro als auch bei PR-Aufträgen, sagte auf die Frage einmal scherzhaft: „Piemont oder Provence, als mögliche Alterswohnsitze.“ Tatsächlich ist der Name aus „Pendl“ und „Pressearbeit“ entstanden. Ich wollte von Anfang an, dass das Unternehmen auch ohne mich existieren kann und wollte deshalb meinen Namen nicht in der Firmenbezeichnung. Also haben wir das in der Form kodiert.

ws: Wer waren die Kunden der ersten Stunde und wie bist du zu denen gekommen?

wop: Im Wesentlichen kamen sie zu uns. Akquise war noch nie eine Stärke von Pzwei. Über meine journalistische Arbeit hatte ich Kontakt beispielsweise zu Andreas Müller und der Initiative Handwerk, Unternehmensberater Thomas Beck oder zum Energieinstitut.

ws: Das waren später allesamt langjährige Kunden.

Genau. Diese oft sehr langjährigen, persönlichen Beziehungen zu Kund:innen und Mitarbeiter:innen machen für mich Pzwei aus. Unsere Kundinnen und Kunden sind nicht alle Freunde, aber wir begegnen und auf einer persönlichen Ebene: mit Wertschätzung, mit gegenseitigem Verständnis, Vertrauen, Ehrlichkeit. Dasselbe gilt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich behaupte: Ich habe in 20 Jahren nie einem Kunden etwas aufgeschwatzt, damit wir mehr verdienen. Das spüren die Kund:innen, das schafft Vertrauen für langjährige Zusammenarbeit.

Auch meine Mitarbeiter:innen waren für mich immer zuerst Menschen. Bei uns ist es nicht familiär, das wäre der falsche Begriff. Mir ist wichtig, dass es wertschätzend zugeht, professionell, mit einem hohen Anspruch – aber auch persönlich. Nur wenn es den Mitarbeiter:innen gut geht, kann es dem Unternehmen gut gehen.

ws: Was waren deine Highlights?

Wop (denkt nach): So ganz spontan: Als Hermann Maier – nicht nur begnadeter Skifahrer, sondern auch gelernter Maurer – auf der Lehrlingsbaustelle zur Kelle griff, hat das der Initiative Handwerk schlagartig österreichweit zu Medienpräsenz verholfen. Für die domainfactory haben wir mit einer Studie der Technischen Universität Wien gegen hohe Domain-Preise in Österreich gekämpft – und den Markt für Internetdomains in Österreich grundlegend verändert. „Pflege berührt“ war unsere erste große Kampagne, gemeinsam mit Katy Bayer mit kleinen journalistischen Reportagen sehr schön umgesetzt. Und die TALENT3-Präsentation mit 4000 Besucher:innen samt Bundespräsident ist mir noch sehr in Erinnerung.

ws: Es gab auch Expansionsversuche, etwa das Büro in Ravensburg. Was ist daraus geworden?

wop: Öffentlichkeitsarbeit ist nicht dasselbe wie Schraubenproduktion. Du kannst nicht einfach eine zweite Maschine kaufen und so die Kapazität verdoppeln. 200 Presseaussendungen pro Jahr sind nur theoretisch das doppelte von 100. In der Praxis braucht das ganz andere Strukturen, eine andere Aufstellung im Team. Es geht darum, täglich um Qualität zu ringen, nahe am Kunden zu sein und den Medien gute Inhalte zu liefern. Insofern hat der Versuch, das Geschäft zu skalieren, nicht nachhaltig funktioniert.

ws: Hast du noch eine Anekdote für uns?

wop: Ja, zum Thema Akquise: Beim Pitch um den Auftrag der Bregenzer Festspiele haben wir uns – gemeinsam mit der leider viel zu früh verstorbenen Moni Feldmann – gegen zwei sehr namhafte, internationale PR-Agenturen durchgesetzt. Der damalige Festspiel-Intendant David Pountney ist während unserer Präsentation immer wieder eingenickt. Irgendwann ist er hochgeschreckt und hat uns ganz unvermittelt gefragt: „Wieviel Prozent des Umsatzes müssen die Bregenzer Festspiele für PR ausgeben?“ Moni und ich haben uns kurz angesehen und dann ganz ehrlich gesagt, dass wir das nicht beantworten können.

Danach waren wir sicher, dass wir den Auftrag verloren haben. Das Gegenteil war der Fall: Pressesprecher Axel Renner hat uns später gesagt, dass wir die einzigen waren, die auf diese Frage ehrlich geantwortet haben. Und diese Ehrlichkeit hat den Ausschlag gegeben, dass wir den Auftrag bekommen haben. Auch daraus ist eine langjährige Zusammenarbeit entstanden.

ws: Du hast die Geschäftsführung an Daniela Kaulfus abgegeben und bist nach Wien gegangen. Wie geht es dir damit?

wop: Ich bin wirklich stolz und dankbar. Stolz darauf, dass es mir gelungen ist, dieses Unternehmen so aufzustellen, dass ein solcher Schritt möglich wurde. Dass alle Mitarbeiter:innen so selbstständig gearbeitet haben, dass sie ihre Projekte auch ohne mich weiterführen können. Dass kein einziger Kunde gesagt hat: Das passt mir nicht, da mache ich nicht mit.

Ich weiß, dass dieser Schritt schon eine große Zumutung war, für Mitarbeiter:innen, für Kund:innen, auch für meine Familie. Da kommt schon einiges durcheinander im System. Doch jeder und jede Einzelne hat gesagt: Nimm diese Chance. Tu es. Wir unterstützen Dich. Dafür bin ich dankbar.

Ich bin sicher, dass dieser Wechsel frische Impulse bringt, sowohl für mich persönlich als auch für das Unternehmen, dem ich 20 Jahre lang viel Herz und Energie geschenkt habe. Das war der richtige Zeitpunkt für mich persönlich, für Daniela war es eine neue Chance und Herausforderung als Geschäftsführerin und für das Team eine Chance, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Wir werden alle ein großes Stück daran wachsen.

ws: Danke fürs Gespräch!