Pzwei. Blog.
Sommerlektüre für Sprachfüchse
Pzwei-Mitarbeiterinnen und ‑Mitarbeiter nehmen es beim Lesen und Formulieren genau – meistens jedenfalls. Vor allem Wolfgang und Thorsten haben sich intern den Ruf als Wortklauber redlich verdient. Doch auch die beiden haben längst nicht ausgelernt. Gerne schlagen sie bei den großen Sprachexpertinnen und ‑experten nach, wie ein Blick in den Fachbücherschrank der Agentur verrät.

Wolf Schneider: Deutsch fürs Leben
An dem Stilprofi im deutschsprachigen Raum führt kein Weg vorbei. Wolf Schneider weiß, wovon er spricht bzw. schreibt: Er leitete beispielsweise die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg, war USA-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Washington, Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“ und, und, und. 50 Regeln hat er in diesem Buch zusammengestellt. Eine davon beispielsweise macht Pleonasmen und Tautologien den Garaus. Er empfiehlt, zwei von drei Adjektiven zu streichen: „Weiße Schimmel“, „feste Überzeugungen“, „gezielte Maßnahmen“, „seltene Raritäten“ und „schwache Brisen“ – doppelt gemoppelt.
Schneiders zahlreiche Bücher sind unterhaltsam zu lesen, das gilt besonders für eines der neueren Werke: Gewönne doch der Konjunktiv.
Bastian Sick: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Sechs Teile umfasst mittlerweile diese Bestseller-Reihe aus der Feder des ehemaligen Spiegel-Online-Redakteurs Bastian Sick. Der „Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache“ versammelt die Zwiebelfisch-Kolumnen auf spiegel.de. Sehr humorvoll nimmt er Phänomene wie irrtümliche Pluralformen aufs Korn: „Visas – die Mehrzahl gönne ich mir.“ Wer schon einmal vom einzelnen Paparazzi oder Antibiotika gelesen hat, lernt hier weitere Beispiele kennen. An anderer Stelle lautet die Überschrift „Dem Wahn Sinn eine Lücke“. Die gerade in Werbeagenturen (Werbe Agenturen / Werbe Agen Turen / werbe. agenturen) gerne gepflegte Marotte untersucht er gründlich: „Im Drang nach Internationalität zerfällt unsere Mutter Sprache in ihre Einzel Teile. Ein Traktat über depperte Leer Zeichen und unerträgliche Wort Spalterei“.
Thilo Baum: 30 Minuten für gutes Schreiben
Ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis und dazu leicht anwendbare Tipps bietet der mit 80 Seiten aus Wesentliche reduzierte Ratgeber. Baum, gelernter Kommunikationswissenschaftler und Journalist, hat sich auf klare Sprache spezialisiert. Er widmet sich unter anderem guten und schlechten Verben. Zur ersten Gruppe zählen konkrete, bildhafte Verben wie geben, lachen oder sagen. Verzichtbar hingegen sind für ihn unverständliche oder von Substantive abgeleitete Verben wie implementieren oder problematisieren. „Sprachmüll-Alarmstufe Rot“ sieht er bei Verben, die nur mit einem Substantiv funktionieren wie „einen Beschluss fassen“ oder „eine Verabredung treffen“. Was spricht gegen „beschließen“ und „verabreden“?
Juliane Topka: Zwei Minuten für die Sprache
„Tipps und Tricks, um besser zu schreiben“ lautet der Titel des Büchleins, das direkt auf häufige Zweifelsfälle im Schreiballtag eingeht. Wie heißt es richtig: „Das war eins der besten Konzerte, das ich je gesehen habe“? Oder: „Das war eins der besten Konzerte, die ich je gesehen habe“? Wie viele Bindestriche sind bei der Social Media Plattform zu setzen? Einer, zwei oder gar keiner? Und an welcher Stelle bzw. an welchen Stellen?
Tipp für Twitter-Userinnen und ‑User: Juliane Topka gibt als Sprachpingel täglich gute Hinweise und zitiert witzige Fehl-Formulierungen wie „Die Touristen an den Küsten nehmen stark zu.“ Wahrscheinlich ist die Zahl der Gäste gemeint, nicht ihr Gewicht …
Annika Lamer (online)
Die Berliner Texterin, Bloggerin und Schreibtrainerin vermittelt auf ihrer immer wieder besuchenswerten Website unter anderem 11 Tipps für bessere Texte. Eine kurze, auszugsweise Übersicht: Benutzen Sie eine aktive Sprache! / Schreiben Sie, wie Sie sprechen! / Sagen Sie es in wenigen, einfachen Worten! / Werden Sie konkret! / Vermeiden Sie Floskeln!
Praktisch: Jeder zunächst kurz genannte Tipp ist mit einer ausführlicheren Variante verlinkt. Annika Lamer bietet zudem einen kostenlosen Newsletter an, in dem sie Rechtschreibtipps gibt. Abonnenten erhalten Zugang zu einem (Anti-)Floskelhandbuch für Online-Texte.
Stephen King: Das Leben und das Schreiben
Stephen King kann nicht nur packende Horror-Romane wie „Es“, „Shining“ oder „Friedhof der Kuscheltiere“ verfassen. In diesem Buch gibt er Einblick in die Entstehung seiner Romane und Geschichten. Dabei ist er sehr offen – beispielsweise, wenn er freimütig auf die deutlichen Parallelen zwischen dem Protagonisten in „Shining“ (im Film dargestellt von Jack Nicholson) und der eigenen Biographie hinweist. Ein alkoholkranker Schriftsteller, der vorher Lehrer war … nein, Selbst-Glorifizierung kann man dem Bestseller-Autor wirklich nicht vorwerfen. Im Teil „Über das Schreiben“ lässt er die Leserinnen und Leser direkt an seiner Arbeit teilhaben. Nachdem er erklärt hat, worauf es bei Texten ankommt, stellt er ursprüngliche und finale Version eines Textes gegenüber, inklusive Streichungen und Umformulierungen.
Deutsch ist und bleibt eine schwere Sprache, zumindest in ihren Feinheiten. Dieser Einschätzung gilt es, mit Fachwissen – und Humor – zu begegnen. Nehmen wir uns ein Beispiel am amerikanischen Schriftsteller Mark Twain (1835 – 1910), der gesagt hat: „Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen.“
NACHTRAG
Die Auflösungen bei den Beispielen von Juliane Topka:
- „Das war eins der besten Konzerte, die ich je gesehen habe.“
- Social-Media-Plattform / Das in Corona-Zeiten häufig zitierte Robert Koch-Institut (sic!) hat bei seiner Benennung leider einen Bindestrich vergessen und müsste wie die Social-Media-Plattform durchgekoppelt werden, also richtigerweise Robert-Koch-Institut heißen.
Pzwei-Mitarbeiterinnen und ‑Mitarbeiter nehmen es beim Lesen und Formulieren genau – meistens jedenfalls. Vor allem Wolfgang und Thorsten haben sich intern den Ruf als Wortklauber redlich verdient. Doch auch die beiden haben längst nicht ausgelernt. Gerne schlagen sie bei den großen Sprachexpertinnen und ‑experten nach, wie ein Blick in den Fachbücherschrank der Agentur verrät.
Wolf Schneider: Deutsch fürs Leben
An dem Stilprofi im deutschsprachigen Raum führt kein Weg vorbei. Wolf Schneider weiß, wovon er spricht bzw. schreibt: Er leitete beispielsweise die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg, war USA-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Washington, Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“ und, und, und. 50 Regeln hat er in diesem Buch zusammengestellt. Eine davon beispielsweise macht Pleonasmen und Tautologien den Garaus. Er empfiehlt, zwei von drei Adjektiven zu streichen: „Weiße Schimmel“, „feste Überzeugungen“, „gezielte Maßnahmen“, „seltene Raritäten“ und „schwache Brisen“ – doppelt gemoppelt.
Schneiders zahlreiche Bücher sind unterhaltsam zu lesen, das gilt besonders für eines der neueren Werke: Gewönne doch der Konjunktiv.
Bastian Sick: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Sechs Teile umfasst mittlerweile diese Bestseller-Reihe aus der Feder des ehemaligen Spiegel-Online-Redakteurs Bastian Sick. Der „Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache“ versammelt die Zwiebelfisch-Kolumnen auf spiegel.de. Sehr humorvoll nimmt er Phänomene wie irrtümliche Pluralformen aufs Korn: „Visas – die Mehrzahl gönne ich mir.“ Wer schon einmal vom einzelnen Paparazzi oder Antibiotika gelesen hat, lernt hier weitere Beispiele kennen. An anderer Stelle lautet die Überschrift „Dem Wahn Sinn eine Lücke“. Die gerade in Werbeagenturen (Werbe Agenturen / Werbe Agen Turen / werbe. agenturen) gerne gepflegte Marotte untersucht er gründlich: „Im Drang nach Internationalität zerfällt unsere Mutter Sprache in ihre Einzel Teile. Ein Traktat über depperte Leer Zeichen und unerträgliche Wort Spalterei“.
Thilo Baum: 30 Minuten für gutes Schreiben
Ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis und dazu leicht anwendbare Tipps bietet der mit 80 Seiten aus Wesentliche reduzierte Ratgeber. Baum, gelernter Kommunikationswissenschaftler und Journalist, hat sich auf klare Sprache spezialisiert. Er widmet sich unter anderem guten und schlechten Verben. Zur ersten Gruppe zählen konkrete, bildhafte Verben wie geben, lachen oder sagen. Verzichtbar hingegen sind für ihn unverständliche oder von Substantive abgeleitete Verben wie implementieren oder problematisieren. „Sprachmüll-Alarmstufe Rot“ sieht er bei Verben, die nur mit einem Substantiv funktionieren wie „einen Beschluss fassen“ oder „eine Verabredung treffen“. Was spricht gegen „beschließen“ und „verabreden“?
Juliane Topka: Zwei Minuten für die Sprache
„Tipps und Tricks, um besser zu schreiben“ lautet der Titel des Büchleins, das direkt auf häufige Zweifelsfälle im Schreiballtag eingeht. Wie heißt es richtig: „Das war eins der besten Konzerte, das ich je gesehen habe“? Oder: „Das war eins der besten Konzerte, die ich je gesehen habe“? Wie viele Bindestriche sind bei der Social Media Plattform zu setzen? Einer, zwei oder gar keiner? Und an welcher Stelle bzw. an welchen Stellen?
Tipp für Twitter-Userinnen und ‑User: Juliane Topka gibt als Sprachpingel täglich gute Hinweise und zitiert witzige Fehl-Formulierungen wie „Die Touristen an den Küsten nehmen stark zu.“ Wahrscheinlich ist die Zahl der Gäste gemeint, nicht ihr Gewicht …
Annika Lamer (online)
Die Berliner Texterin, Bloggerin und Schreibtrainerin vermittelt auf ihrer immer wieder besuchenswerten Website unter anderem 11 Tipps für bessere Texte. Eine kurze, auszugsweise Übersicht: Benutzen Sie eine aktive Sprache! / Schreiben Sie, wie Sie sprechen! / Sagen Sie es in wenigen, einfachen Worten! / Werden Sie konkret! / Vermeiden Sie Floskeln!
Praktisch: Jeder zunächst kurz genannte Tipp ist mit einer ausführlicheren Variante verlinkt. Annika Lamer bietet zudem einen kostenlosen Newsletter an, in dem sie Rechtschreibtipps gibt. Abonnenten erhalten Zugang zu einem (Anti-)Floskelhandbuch für Online-Texte.
Stephen King: Das Leben und das Schreiben
Stephen King kann nicht nur packende Horror-Romane wie „Es“, „Shining“ oder „Friedhof der Kuscheltiere“ verfassen. In diesem Buch gibt er Einblick in die Entstehung seiner Romane und Geschichten. Dabei ist er sehr offen – beispielsweise, wenn er freimütig auf die deutlichen Parallelen zwischen dem Protagonisten in „Shining“ (im Film dargestellt von Jack Nicholson) und der eigenen Biographie hinweist. Ein alkoholkranker Schriftsteller, der vorher Lehrer war … nein, Selbst-Glorifizierung kann man dem Bestseller-Autor wirklich nicht vorwerfen. Im Teil „Über das Schreiben“ lässt er die Leserinnen und Leser direkt an seiner Arbeit teilhaben. Nachdem er erklärt hat, worauf es bei Texten ankommt, stellt er ursprüngliche und finale Version eines Textes gegenüber, inklusive Streichungen und Umformulierungen.
Deutsch ist und bleibt eine schwere Sprache, zumindest in ihren Feinheiten. Dieser Einschätzung gilt es, mit Fachwissen – und Humor – zu begegnen. Nehmen wir uns ein Beispiel am amerikanischen Schriftsteller Mark Twain (1835 – 1910), der gesagt hat: „Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen.“
NACHTRAG
Die Auflösungen bei den Beispielen von Juliane Topka:
- „Das war eins der besten Konzerte, die ich je gesehen habe.“
- Social-Media-Plattform / Das in Corona-Zeiten häufig zitierte Robert Koch-Institut (sic!) hat bei seiner Benennung leider einen Bindestrich vergessen und müsste wie die Social-Media-Plattform durchgekoppelt werden, also richtigerweise Robert-Koch-Institut heißen.
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