Pzwei. Blog.

Wenn jemand eine Pres­se­reise tut, …

… so kann er was berichten. Das abgewandelte Dichterwort hat seine Berechtigung. Allerdings kostet eine Pressereise Zeit und Geld. Darum muss sie sich für alle Beteiligten lohnen. Am Beispiel der „PET-Recycling“-Pressereise unseres Kunden ALPLA Anfang Oktober stellen wir dieses selten genutzte Instrument der Pressearbeit vor.

Die Bilder von im Meer treibendem Abfall sind omnipräsent. Dort gehört er nicht hin. Und im Falle von Kunststoff wird nicht nur die Umwelt verschmutzt, es geht auch wertvoller Rohstoff verloren. ALPLA hat sich schon vor über 25 Jahren dem Recycling verschrieben, als das ökonomisch noch in die Kategorie „Liebhaberei“ einzuordnen war. Heute sieht das anders aus: Die EU-Vorgaben zielen auf Kreislaufwirtschaft ab und die Nachfrage der Kunden nach Verpackungslösungen aus Recycling-Material steigt stark.

Thema

PET ist der gängigste Kunststoff für Getränkeflaschen. Um über die technischen Möglichkeiten und die nötigen ökonomischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für PET-Recycling zu informieren, lud Pzwei im Auftrag von ALPLA JournalistInnen aus dem D-A-CH-Raum zu einer Pressereise ein. Um einen aus publizistischer Sicht guten Nutzen zu bieten, wurden gleich drei Werksbesichtigungen – alle südlich von Wien – an einem Tag angeboten: ein ALPLA-eigenes PET-Recycling-Werk, ein ALPLA-Produktionswerk sowie die Abfüllanlagen von Vöslauer, einem Kunden von ALPLA.

Der Weg vom (1) „Abfall“ über (2) verschiedene Sortierschritte zum (3) lebensmitteltauglichen rPET über (4) neue Vorformlinge bis zu (5) neuen PET-Flaschen war Inhalt der Pressereise. (Fotos: 3 x ALPLA/Adi Bereuter, Pzwei, Vöslauer)

Ziel, Verteiler und Einladung

Das wichtigste Kriterium für die Auswahl der JournalistInnen war thematische Affinität. Das schloss neben Fachmedien (Kunststoff, Verpackung) auch Publikumsmedien ein, weil schließlich auch die KonsumentInnen sensibilisiert werden sollen. Die Botschaft: Leere PET-Flaschen sind kein Abfall, sondern wertvoller Rohstoff. Ende Juli erfolgte eine persönliche Einladung an etwa 100 MedienvertreterInnen.

Kosten, Termin und Akquise

Es ist üblich, den JournalistInnen die Reisekosten zu ersetzen. Die Arbeitszeit trägt in der Regel das Medium. Aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, der auf den Verlagen lastet, ist die Teilnahme an Pressereisen heute allerdings schwieriger als früher. Hinsichtlich des Termins ist bei Fachjournalisten darauf zu achten, dass er nicht in unmittelbarer Nähe zu großen Branchenevents, wie etwa Messen, liegt. Auch (nationale) Feiertage sollten bei der Planung berücksichtigt werden.

Ein Gutteil der Arbeitszeit fließt im Vorfeld der Pressereise in die aktive Akquise von TeilnehmerInnen. Einige melden sich spontan an, bei anderen wird nach Ablauf der Anmeldefrist telefonisch nachgehakt. Die Teilnehmerzahl wurde auf ein Dutzend beschränkt, weil einerseits die Raumkapazität nicht mehr zuließ, andererseits auch eine gute Betreuung gegeben sein sollte. Wir erreichten das gesteckte Ziel, mit etwas Reserve, die durch kurzfristige Absagen – speziell aus der Tagespresse – auch gleich wieder aufgezehrt wurde.

Planes, Trains and Automobiles

Die Verlagsorte der Journalisten lagen zwischen 25 (Mödling) und 600 Kilometer (Bad Homburg) vom Treffpunkt in Wöllersdorf entfernt. Die Anreise erfolgte mit Pkw, Zug oder Flugzeug. Um die Buchungen der Fernreisen kümmerte sich das Reiseservice von ALPLA. Entsprechende Transfers zwischen Flughafen bzw. Bahnhof und Werk sowie retour wurden im Vorfeld organisiert. Für die Wege zwischen den Werken wurde ein Reisebus angemietet.

Die KollegInnen vor Ort kümmerten sich auch um Snacks, Mittagessen und Getränke, die in diesem speziellen Fall natürlich von Vöslauer gestellt wurden. Auch Namensschilder und ein Audio-Tourguide mit Mikro/Sender und 20 Empfängern zählten zu den organisatorischen Petitessen.

Geballte Expertise, Bild und Text

Als fachkundige Ansprechpersonen standen den MedienvertreterInnen bei ALPLA zwei Werksleiter, ein Vertriebsmitarbeiter für Recycling-Kunststoff und der zuständige Abteilungsleiter aus der Zentrale zur Verfügung. Seitens des Kunden Vöslauer nahmen beide Geschäftsführer sowie die für Nachhaltigkeit zuständige Mitarbeiterin teil.

Als Unterlagen wurden ein Basistext zur Pressereise sowie Factsheets zu den einzelnen Stationen vorbereitet. Experten-Präsentationen wurden als Ausdrucke beigelegt. Da aus sicherheitstechnischen Gründen das Fotografieren in den Produktionsbereichen nicht möglich war, wurden entsprechende Profi-Fotos, die die einzelnen Stationen des Recycling-Prozesses zeigen, auf einem USB-Stick zur Verfügung gestellt.

Showtime

Die Pressereise selbst fand am 4. Oktober statt. Der Tag im Telegrammstil: 4 Uhr morgens, Weckerläuten, Frühstück, Morgentoilette, Fahrt zum Flughafen *** 6 Uhr 30 Take-off in Altenrhein, 7 Uhr 30 Touchdown in Schwechat *** Warten auf drei Fachjournalisten aus München und Frankfurt. Taxi nach Wöllersdorf *** Getränke, Snacks, Smalltalk. Schlag 10: Showtime! *** Einführung ins Thema, Erläuterung des Recycling-Prozesses, Werksbesichtigung. *** Transfer nach Steinabrückl. Mittagessen. Unternehmenspräsentation, Einführung in die Produktionstechnologien, Werksbesichtigung. *** Mit dem Bus nach Bad Vöslau. Unternehmensphilosophie. Werksbesichtigung. Erste 100-Prozent-rePET-Flasche als Give-away. Ende nach Plan um 17 Uhr. Verabschiedung. *** Transfer zum Flughafen. Kurz vor 21 Uhr Touchdown in Altenrhein.

Die Stationen der Pressereise waren (1) PRT in Wöllersdorf, (2) ALPLA in Steinabrückl und (3) Vöslauer in Bad Vöslau. (Fotos: Pzwei)

Tatsächlich lief alles wie am Schnürchen. Kleinere organisatorische Probleme wurden prompt gelöst, zeitliche Hänger durch Programmstraffung kompensiert. Wertvoll war auch die Zeit zwischen den Programmpunkten, die zum Kennenlernen und informellen Austausch genutzt wurde.

Die JournalistInnen zeigten sich hoch interessiert, fragten fleißig nach, nahmen Details in der Produktion ausführlich unter die Lupe und notierten eifrig in den mitgebrachten Blöcken. Und wer schon jemals die vielfältigen Bestandteile eines gepressten Ballens mit gebrauchten PET-Flaschen gesehen hat, mit dem muss man nie mehr über unterschiedliche Rohwaren-Qualität diskutieren. Genauso beeindruckend waren übrigens auch die Verfahrensschritte, um die sprichwörtliche Abfall-Spreu vom PET-Weizen zu trennen.

Nachversand und Abdruck

An die TeilnehmerInnen wurden zeitnah noch Schnappschüsse von der Reise verschickt und gewünschte Unterlagen – wie Übersetzungen einzelner Texte oder Fotos spezieller Motive – nachgesandt. Jenen, die Interesse bekundeten, aus Termingründen aber nicht teilnehmen konnten, wurden Texte und Fotos ebenfalls zur Verfügung gestellt.

Im Anschluss geht es an die unmittelbare Ernte: Medienbeobachtung aktivieren und zusehen, wie die Informationen Eingang in die Berichterstattung finden. Die mittelbare Ernte besteht im gegenseitigen Kennenlernen. Das macht den professionellen Kontakt wechselseitig einfacher und fruchtbarer.

Checkliste Pressereise

  • Ein Thema wählen, das interessant ist, vor Ort optisch etwas hergibt und für das Fachleute zur Verfügung stehen.
  • Themenaffine Journalistinnen und Journalisten aus dem Verteiler auswählen. Dabei die thematische Ausrichtung des Mediums (Fach- bzw. Publikumsmedien) und die Medienkategorie (Print, Rundfunk, Online) beachten.
  • Klare Spielregeln bezüglich Kostenübernahme festlegen und kommunizieren.
  • Rechtzeitig einladen und nachhaken.
  • Anmeldung verbindlich machen, damit möglichst Absagen ausbleiben.
  • Bei der Programmplanung etwas zeitlichen Puffer – auch fürs Kennenlernen, Rückfragen und informelle Gespräche – einplanen.
  • Frontale Monologe vermeiden oder kurz halten.
  • Die Nummern der Mobiltelefone erfragen und speichern, damit bei Problemen vor Ort schnell reagiert werden kann.
  • Material (Text + Bild) in ausreichender Quantität und Qualität vorbereiten, intern abstimmen und zur Verfügung stellen.
  • Nicht das inhaltliche Programm stur abspulen, sondern auf die Wünsche und Fragen der MedienvertreterInnen eingehen und professionell reagieren.
  • Alle Anforderungen der JournalistInnen während der Pressereise aufnehmen und danach sauber abarbeiten.
  • Die Medienbeobachtung rechtzeitig starten und die Clippings auch inhaltlich prüfen, damit Fehler gegebenenfalls berichtigt werden können.